Revanche geglückt! Vor gut einem Monat verlor Jannik Sinner noch den French-Open-Final in einem epischen Duell mit Carlos Alcaraz. Jetzt krönt sich der Südtiroler in einem packenden Endspiel erstmals zum Wimbledon-Champion. Er ist der erste Italiener, der das prestigeträchtigste Turnier der Welt gewinnt – sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen – und erlöst damit eine ganze Nation.
«Es ist ein Traum, der in Erfüllung geht, hier zu gewinnen», sagt der frischgebackene Champion nach dem Spiel auf dem Court. «Die Niederlage in Paris war schwer für mich. Ich habe es aber akzeptiert und einfach weitergearbeitet. Das ist der Grund, dass ich diese Trophäe jetzt halte.»
Dafür braucht es aber eine gewaltige Leistungssteigerung im Endspiel. Während Alcaraz den ersten Satz des Traumfinals von Wimbledon noch gewinnt, schaltet Sinner danach mehrere Gänge hoch. Der Italiener, der im ersten Durchgang kein einziges Ass schlägt, dreht bei eigenem Service plötzlich auf und spielt sich in einen Rausch. Voller Selbstvertrauen gibt der Weltranglisten-Erste fortan seinen Aufschlag nie wieder ab. Und erspielt sich in jedem der nächsten drei Sätze ein Break.
Zu viele Doppelfehler bei Alcaraz
Bei Alcaraz ists umgekehrt, der Titelverteidiger, der auch schon 2023 gewann, schwächelt plötzlich bei eigenem Service. Ihm unterlaufen ganze sieben Doppelfehler, gerade beim ersten Aufschlag ist er nicht so stark und so dominant wie gewohnt.
Im vierten Durchgang holt Sinner wieder früh ein Break und bringt das Spiel mit dem dritten 6:4 in Serie ins Ziel. Dazwischen wehrt er noch zwei Breakbälle von Alcaraz ab.
Nach drei Stunden und vier Minuten nutzt der Italiener seinen zweiten Matchball und kann über seinen vierten Grand-Slam-Titel (zweimal Australian Open, einmal US Open) jubeln. Es ist sein erster Sieg seit 2023 gegen Alcaraz – den wohl ärgsten Konkurrenten der kommenden Jahre.
«Bleib wie du bist»
Für seinen Gegner hat Sinner warme Worte: «Danke an Carlos, bleib so wie du bist. Es ist schwer, gegen dich zu spielen. Wir haben ein gutes Verhältnis neben dem Court. Du wirst diesen Pokal noch oft halten.»
Alcaraz selbst zeigt sich wie gewohnt als guter Verlierer: «Gratulation an Jannik. Ich bin glücklich für dich. Wir haben ein gutes Verhältnis und eine tolle Rivalität auf dem Court, die mich pusht.» Ausserdem bedankt er sich beim König von Spanien, der extra für den Final nach London geflogen ist.
Korken als Störenfried
Für die kurioseste Szene des Tages sorgt ein Fan. Im zweiten Satz fliegt plötzlich der Korken einer Champagner-Flasche auf den Platz und trifft fast Sinner. Dieser muss seine Aufschlagsroutine unterbrechen und sammelt den unerwünschten Besucher ein – Alcaraz kann nur den Kopf schütteln.
Sinner sagt nach dem Spiel lachend: «Das hatte ich noch nie und passiert auch nur im Wimbledon. Aber darum lieben wir es auch, hier zu spielen.»