Selten wurde bei einem Grand-Slam-Final so viel über die Rahmenbedingungen gesprochen wie diesmal in New York. Zuletzt war dies während den Pandemie-Lockdowns der Fall. Nun ist es ein Besuch von Donald Trump (79), der im ansonsten so geordneten Tennissport alles durcheinanderbringt. Die Bühne scheint lange dem US-Präsidenten zu gehören – allerdings nur, bis Jannik Sinner (24) und Carlos Alcaraz (22) auf dem Platz für das erwartete Spektakel sorgen. Und sich Letzterer seinen insgesamt sechsten Major-Titel krallt.
Der Spanier entthront Sinner gleich doppelt, indem er dessen US-Open-Titelverteidigung verunmöglicht. Und indem er dem Südtiroler auch noch Platz eins in der Weltrangliste wegschnappt. König Carlos regiert wieder. Sein 6:2, 3:6, 6:1, 6:4-Sieg ist hochverdient, weil er auch im Final so entschlossen auftritt wie zuvor während des gesamten Turniers, als er bis zum Endspiel keinen einzigen Satz abgab.
Buhrufe und Applaus für Trump
Trump wird derweil im Stadion mit einer Mischung von Buhrufen und Applaus eingedeckt. Vor dem Final hatte die Nachricht für Aufregung gesorgt, wonach die United States Tennis Association (USTA) die TV-Sender gebeten habe, negative Reaktionen und Buhrufe für Trump nicht auszustrahlen.
Klar ist: Ärger gabs schon vor Matchbeginn, weil die Anlage in Flushing Meadows zum Hochsicherheitstrakt umgewandelt worden war. Der zuvor eingesetzte Sicherheitsdienst wurde durch den Secret Service ersetzt und wer ins Arthur-Ashe-Stadium wollte, musste sich einer zusätzlichen Röntgen-Kontrolle unterziehen. Dies hatte zur Folge, dass das Spiel letztlich rund eine Dreiviertelstunde später als geplant begann. Und selbst dann standen noch viele der 23'000 Ticket-Inhaber vor dem Eingang zur grössten Tennis-Arena der Welt.
Das ist angesichts der Preise umso frustrierender: Die Eintrittskarten für den Männerfinal bewegten sich laut «Sports Illustrated» zwischen rund 500 und über 18'000 Franken. Tickets im unteren Bereich des Stadions kosteten allesamt mindestens 8000 Franken.
Alcaraz und Sinner – die pure Dominanz
Jene Fans, die es rechtzeitig zum fünften Final zwischen Sinner und Alcaraz in dieser Saison schafften, konnten sich glücklich schätzen. Sie sahen zwar nicht das hochstehendste Duell der beiden Superstars, aber immer noch eines auf meist irrwitzig starkem Niveau. Alcaraz revanchiert sich für die Final-Niederlage vor eineinhalb Monaten in Wimbledon – und würzt damit die neue Super-Rivalität weiter. 2025 stehen nun sowohl Alcaraz als auch Sinner bei je zwei Major-Titeln. Dasselbe gilt für das Vorjahr. Mehr Dominanz geht nicht. Den beiden kann derzeit niemand die Show stehlen. Nicht einmal Trump.