Der Höhenflug von Leandro Riedi an den US Open endet im Achtelfinal. Der erstaunliche Zürcher scheitert am australischen Weltranglisten-Achten Alex De Minaur mit 3:6, 2:6, 1:6.
Die Hürde ist für den letzten im Turnier verbliebenen Qualifikanten etwas zu hoch, zumal Riedi in New York seinen bereits siebten Match innerhalb von 13 Tagen bestreitet. Der 23-jährige Schweizer hat trotz Müdigkeit gute Phasen, in denen er De Minaur ärgern kann. Ernsthafte Siegchancen besitzt er aber nicht, dafür agiert er vor allem bei eigenem Service zu wenig sicher und sein hoch dotierter Kontrahent aus Sydney zu konsequent.
In allen drei Umgängen gerät Riedi früh entscheidend in Rückstand. Achtmal muss er seinen Service abgeben. Nach gut anderthalb Stunden beendet er den Match mit einem Doppelfehler. Es ist ein höchst unpassender Schlusspunkt einer fantastischen Geschichte.
Ein Sprung nach vorne
Für Riedi bleibt von den Tagen in Flushing Meadows trotz des deutlichen Verdikts zum Schluss wohl nur Positives. Ein Jahr nachdem er sich an gleicher Stätte in der Qualifikation verletzt hatte und danach monatelang pausieren musste, erlebte der Schweizer die erfolgreichsten Tennis-Tage seiner bisherigen Profi-Karriere. Er qualifizierte sich zum zweiten Mal nach Wimbledon im Juni für ein Major-Turnier, schlug erstmals einen Top-20-Spieler (Francisco Cerundolo in der 2. Runde nach 0:2-Satzrückstand) und spielte seine erste Partie gegen einen Top-10-Star.
Vor 23 Jahren war letztmals ein Achtelfinalist an einem Grand-Slam-Turnier schlechter klassiert gewesen als Riedi, der als Nummer 435 der Welt ins Turnier gestartet war und nur dank eines wegen seiner langen Verletzungspause geschützten Rankings an der Qualifikation teilnehmen konnte. Mit 400'000 Dollar Preisgeld und 271 Weltranglisten-Positionen ist der Lohn für den New Yorker Höhenflug gewaltig.
Gerüstet für die kommenden Wochen
Um sich in diesen ATP-Sphären zu etablieren, braucht es aber noch einigen Effort. Das Beispiel von Dominic Stricker, der 2023 am US Open auch sensationell bis in den Achtelfinal vorgestossen war, zeigt, wie schwierig die Bestätigung sein kann. Für den Berner, der 2020 im French-Open-Juniorenfinal gegen Riedi als Sieger hervorgegangen war, lief es auch wegen Verletzungen seit dem New Yorker Exploit nicht mehr wunschgemäss.
Riedi hofft, die Verletzungen hinter sich zu haben. In der langen Zeit der Rehabilitation verbrachte er viel Zeit im Fitnessraum und ist deshalb bestens gerüstet für die anstehenden Aufgaben – bis auf Weiteres wieder vor weniger Publikum als am Montag im 14'000 Zuschauer fassenden Louis-Armstrong-Stadium gegen De Minaur. Letzterer zeigt sich überdies beeindruckt von den Qualitäten des Mannes aus Bassersdorf ZH. De Minaur meint im Platzinterview: «Ich wusste, dass er ein paar richtig, richtig starke Schläge hatte. Und er kam aus einer Wahnsinnswoche und von der Quali. Ich wünsche ihm nur das Beste.»