Es gibt eine schöne Episode über Roger Federer, in der Reto Staubli eine wichtige Nebenrolle spielte. Im Wimbledon-Final 2004 gegen Andy Roddick hatte er den Startsatz verloren, war gegen den mit vollem Risiko spielenden Amerikaner in Bedrängnis, als ihm ein typisch englischer Landregen eine dringend benötigte Pause bescherte.
Federer – damals ohne Coach – besprach sich in der Kabine mit Physio Pavel Kovac und Kumpel Reto Staubli. «Ich denke, ich muss anders spielen, offensiver. Was meint ihr?» Sie mussten «ja, offensiver» gemeint haben, denn bei Wiederaufnahme der Partie spielte er dementsprechend und gewann schliesslich 4:6, 7:5, 7:6, 6:4.
Staubli wurde nach der Trennung zwischen Roger Federer und dem vormaligen Trainer Peter Lundgren zur engsten Bezugsperson, begleitete die damals neue Nummer 1 oft an Turniere. Er war zwar nie Coach, auch nie nur Sparringspartner oder nur Kumpel. Sondern ein Freund, der manchmal berät, manchmal zuhört, manchmal einfach da ist.
Nur schon seine Präsenz freut Federer. Sei es auf dem Trainingsplatz, in der Spielerbox, in der Kabine, beim Ausgehen. Kurz: Der Aargauer geht dort ein und aus, wo für andere verbotene Zone ist. «Ich bin für Roger Freund und Vertrauensperson. Er spricht mit mir über alles», sagt er.
Staubli, Schweizer Meister 1991 und 1992, spielte Mitte der 90er-Jahre wie Roger auf der Anlage von Old Boys Basel. Dort lernten sie sich kennen und schätzen. Der Banker und Börsenhändler bei der Credit Suisse muss sich die Zeit regelmässig stehlen, um Federer begleiten zu können.
Etwas freut ihn besonders: «In Rom spielte ich mal fünf Games gegen Roger und verlor nur 2:3. Und meinen Service zu retournieren, ist heute noch schwer.»