Teil 2
Rogers Vater Robert ist der ruhende Pol...

Publiziert: 07.11.2006 um 16:39 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:36 Uhr
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Von Christian Bürge
BASEL – Tennisväter können vom Ehrgeiz zerfressen sein. Laut, grob, unsportlich. Oder sie können so sein wie Robert Federer (60).

Es war im Juli 2005, als sich Robert Federer auf dem Centre-Court in Wimbledon wieder einmal blicken liess. Im Schatten des Tribünendaches, gegenüber der Royal Box und den Plätzen für Familie und Trainer, wo seine Frau Lynette, Rogers Freundin Mirka und Coach Tony Roche Platz genommen hatten. «Eine Frage des Platzes», sagte er damals und lächelte schelmisch.

Es war wohl ein wenig anders. Er traute der Sache nicht so recht. «Letztes Mal habe ich gedacht, ich sei relaxed, dann verlor er in der ersten Runde gegen Ancic.» Das war 2002. Der Vater hatte das Spiel damals vor Ort verfolgt, wähnte sich als Unglücksbringer und mied Wimbledon für die kommenden beiden Jahre.

Es sollte der erste Grand-Slam-Titel sein, den Robert Federer im Jahr 2005 live erleben würde, der fünfte bereits für Roger. Seither hat er dieses abergläubische Ritual eingemottet und sitzt auch in der Players Box. Er ist einer, der mitleidet, sich freut, klatscht, aber auch sagt: «Ich bin kritisch.»

Das war schon früher so, als er wie andere Tennisväter seinem Nachwuchs den Rücken stärkte – in der Standard-Coachingzone am Zaun hinter dem Platz. Auch wenn der eigenwillige Roger selten hinhörte, was der Papa zu sagen hatte.

Doch eigentlich hört man gerne hin bei ihm. Denn was kommt, ist ruhig, ausgewogen, unaufgeregt, charmant. Rogers Vater übernimmt den bodenständigen Part in der Familie, der vorausschaut und niemals abhebt.

Der Mann aus dem St. Galler Rheintal, genauer aus Berneck, hat mit seiner Frau Lynette Opfer gebracht. Eine Tenniskarriere zu lancieren, braucht neben dem Talent und dem Willen des Kindes auch Geduld, Nerven, Verständnis – und Geld. «Als Familie mussten wir stets rechnen», sagte er einmal in einem Interview. Es wurde aber nicht nur gerechnet im Hause Federer, sondern auch Sonderefforts geleistet. Von ihm, der für die Ciba chemische Zusätze für die Papierindustrie entwickelte und vermarktete, von ihr, die ihr Teilzeitpensum bei der Ciba Spezialitätenchemie aufstockte, um allen Verpflichtungen nachkommen zu können.

Roger hat den Einsatz mehr als wettgemacht. Nicht nur in Zahlen. Sondern auch in unvergesslichen Erlebnissen. In einem Interview mit der NZZ sagte Robert Federer einmal: «Aber entscheidend ist: Roger soll sich selber bleiben, dem Grundsatz verpflichtet, sportlich das Bestmögliche zu geben und zu leisten. Das gilt im Tennis wie für jeden andern Beruf.»

Federer & Co
Seit über 1000 Tagen sitzt Roger Federer auf dem Tennisthron. Vor dem Masters Cup in Schanghai (12.-19. November 2006) stellt BLICK das Erfolgsteam hinter dem Weltstar vor.Teil 1: Lynette Federer, die Mutter des Genies Teil 2: Roger Federer, der Vater des Genies Teil 3: Pierre Paganini, der Schleifer und Begleiter Teil 4: Tony Roche, der Coach mit Teilzeit-JobTeil 5: Mirka Vavrinec, Rogers grösster Winner Teil 6: Reto Staubli, die Nummer 1 im Freundeskreis Teil 7: Tony Godsick, der Manager
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