Der Kontakt ist von ausgesuchter Freundlichkeit -und ebenso bestimmt. Ja, ganz kurz Zeit habe sie, und nein, ein eigentliches Interview gebe es nicht, sie wolle gegenüber allen Anfragen gleich strikt sein. Denn die Anzahl der Antragssteller für Exklusiv-Informationen rund um den Weltsportler ist enorm gross. Und Lynette Federer (54) muss man in diesem Geschäft nichts mehr vormachen. So elegant und zielgerichtet, wie sich ihr Sohn Roger auf den Tennisplätzen dieser Welt durchsetzt, tut sie dies im geschäftlichen Feld.
Seit das In-House-Management, die familiäre Verwaltung der Marke Federer, zu grossen Teilen an die Agentur IMG zurückging, ist der Aufgabenbereich der Eltern wieder übersichtlich geworden. Dennoch hat die gebürtige Südafrikanerin alle Hände voll zu tun, koordiniert Termine, kontrolliert alles rund um die wohltätige «Roger Federer Foundation», beantwortet Berge von Post, muss allerlei Anfragen aussortieren, versteigert Gegenstände wie Rackets oder Matchleibchen für gute Zwecke, führt die Fan-Korrespondenz. Ein 80-Prozent-Job, in dem sie von ihrem Mann Robert (60) tatkräftig unterstützt wird.
Die beiden wurden in Südafrika, genauer gesagt in Kempton Park bei Johannesburg, ein Duo, als sie sich Anfang der 70er-Jahre bei der Ciba-Geigy kennen lernten. Sie, damals Kaufmännische Angestellte, er, der Rheintaler, Chemie-Laborant. Lynette, die eine englische Schule besuchte und daheim Afrikaans sprach, hatte eigentlich den Traum von England. Doch sie landete in Basel. Tochter Diana (1979) und Sohn Roger (1981) kommen aus dieser Verbindung. Der Rest ist Geschichte.
Der Sohn dominiert seit knapp drei Jahren nicht nur die Tennisszene, sondern ist auch zum zentralen Faktor in der Familie geworden. So zentral, dass alle in den Hintergrund rücken, sobald er die Bildfläche betritt. Weil rund um die Federers alles Roger ist. Auch wenn dies nicht ungewöhnlich ist. Wenn ein Familienmitglied zum Weltstar aufsteigt, braucht es dennoch Abgrenzung.
In einem früheren Interview erklärte Lynette Federer: «Meine Tochter Diana hatte einen schweren Stand. Ich sagte ihr einmal: «Dir geht es nicht anders als deinem Mami. Viele Leute sprechen mich an, und das Thema ist nur dein Bruder."» Aber für sie sei auch die Tochter eine Nummer 1.
Lynette Federer ist weitgereist, welterfahren – und vor allem bekannt als Mutter eines der bekanntesten Sportler der Welt. Doch sie sagt nicht ohne Stolz, sie und ihr Mann führten auch ein eigenes Leben. Mal abschalten auf dem Golfplatz, mal eine Reise in die Heimat Südafrika. Mal etwas nur sich selbst gönnen.
Da fällt es nachher wieder um einiges leichter, Teil des fantastischen Zirkus Federer zu sein.