Der Karneval begann in Rio. Während sich die Samba-Paraden im Februar durch die Strassen kämpften, fand auf dem Court ein anderer Affentanz statt. Der spanische Sandkönig Rafael Nadal hüpfte, tupfte und zupfte wieder einmal viel zu lang zwischen den Ballwechseln, da riss dem Schiri der Geduldsfaden und er verteilte Strafpunkte.
Bevor er in drei Sätzen gegen Fabio Fognini verlor, schoss Rafa den Brasilianer auf dem Hochsitz verbal ab: «Ich sorge dafür, dass du nie mehr bei mir Schiedsrichter bist!» Gesagt, getan – Bernardes, einer von neun Elite-Schiris der ATP, sass bei den folgenden 25 Matches des Spaniers nie mehr auf dem Stuhl.
In Paris erklärte Nadal erneut: «Ich hatte nur meine Shorts falsch herum an, wollte sie richtig anziehen, da drohte er mit Zeitstrafe – das ist nicht fair! Bernardes setzt mich mehr unter Druck. Andere zertrümmern ihre Rackets und fluchen – und das soll weniger schlimm sein, als ein paar Sekunden langsamer zu sein? Das kann ich nicht akzeptieren.»
ATP-Offizielle baten Onkel und Coach Toni Nadal offenbar vor dem Turnier, seinen Neffen noch einmal an die 25-Sekunden-Regel zu erinnern. Wenn es Probleme zwischen Spieler und Schiris gäbe, seien solche Anfragen üblich, so ein Sprecher.
Auch Stan Wawrinka hat schon einmal gewünscht, dass seine Spiele «für eine kurze Zeit» von einem Schiri nicht mehr geleitet werden. «Das sollte man aber nur machen, wenn der Schiri einen Fehler gemacht hat. Sicher ist, dass die Refs nicht immer genau wissen, wie sie die Regeln bei allen Spielern gleich einhalten können.»
Die Situation ist heikel: Neben den Turnieren übernehmen die Spieler die Hälfte des Salärs der von der ATP angestellten Schiedsrichter. Die Schiris sind also de facto Angestellte der Spieler.
«Nichts Persönliches, er ist ein grossartiger Schiri und ich respektiere ihn», versucht sich die Weltnummer 7 in Diplomatie. «Aber wir müssen eine Pause haben. Nach unseren Problemen ist es besser für uns beide, nicht gleichzeitig auf dem Court zu sein.»
Nicht alle Spieler-Kollegen sind mit Nadal einverstanden. Novak Djokovic nimmt die Schiris in Schutz: «Sie machen ihren Job, die einen besser, die anderen schlechter. Aber irren ist menschlich.» Und der Russe Dimitri Tursunov will Gerechtigkeit: «Auf der Tour gibt es eine bestimmte Zeit-Regel für Rafael Nadal. Und dann die andere, die für den Rest der Spieler gilt.»