Die ersten Worte von BBC-Kommentator John McEnroe, als der Match Serena Williams gegen Amra Sadikovic auf Sendung geht: «Das ist etwa so, wie wenn Island gegen England antritt, nicht wahr?» Seine britische Kollegin ringt sich ein Lachen ab, gesteht: «Da hast du recht. Sehen wir, ob hier alles in der Reihe bleibt.»
Die Rangordnung im US-schweizerischen Frauen-Duell bleibt erhalten. Sadikovic, die Nummer 148 der Welt, schreitet unter der Royal Box auf den gefüllten Centre Court von Wimbledon, darf bei ihrer Grand-Slam-Premiere mit 27 Jahren ihren Kindheitstraum leben.
Die Weltnummer 1, Serena Williams, die 21-fache Major-Siegerin, weckt sie nach 74 Minuten aus diesem Traum wieder auf.
Aber Amra verkauft sich dabei gut. Nachdem sie die anfängliche Nervosität ablegt und sich an die windigen Verhältnisse gewöhnt, beginnt sie das Match scheinbar zu geniessen.
Die 1,86m-grosse Aargauerin spielt variantenreich, lässt Serena rennen, stürmt oft ans Netz – und wird dafür vom fairen Publikum mit viel Beifall belohnt.
Nach 35 Minuten ist der erste Satz zwar vorbei – 2:6. Nach einer Dreiviertelstunde verwandelt Sadikovic sogar einen Breakball, geht erstmals mit 2:1 in Führung. Allerdings kehrt die erfahrene Power-Lady postwendend wieder das Blatt und verwandelt eine halbe Stunde später den Matchball – mit einer Challenge – zum 6:4.
Beim vorletzten Punkt verlangt Sadikovic auch noch die erste Challenge ihres Lebens – einfach, damit sie das auch mal gemacht hat.
Amra wird sich wohl für immer an Serenas lange Umarmung erinnern, die sie am Netz bekommen hat. Vor dem Match hatte die Williams über ihre unbekannte Gegnerin gesagt: «Sie wird das Match ihres Lebens spielen müssen.»
Die Erfahrung ihres Lebens war es sicher.