Schweizer Greta fordert
«Federer muss beweisen, dass er sein Statement ernst meint»

Roger Federer lobt die Klimajugend. Er verspricht, zuzuhören und den Dialog mit seinen Sponsoren zu suchen. Die Aktivisten sind überrascht – und freuen sich.
Publiziert: 12.01.2020 um 00:15 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2020 um 01:41 Uhr
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«Ich nehme die Auswirkungen und die Bedrohung durch den Klimawandel sehr ernst», sagt Roger Federer.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Emanuel Gisi und Fabienne Kinzelmann

Der Maestro zeigt Gehör für die Klima­jugend. Die Aktivisten haben ihn wegen seines Werbedeals mit der Credit Suisse kritisiert. Die CS investiere mehr Geld in klimaschädliche fossile Energien wie Kohle, Öl und Gas als die anderen Schweizer Banken.

Jetzt meldet sich Roger Federer aus Australien zu Wort. «Ich nehme die Auswirkungen und die Bedrohung durch den Klimawandel sehr ernst. Zumal meine Familie und ich inmitten der Zerstörung durch die Buschbrände in Australien ankommen», so der 20-fache Grand-Slam-Champion gegenüber der Agentur Reuters.

«Bin mir meiner Verantwortung bewusst»

Er habe «grossen Respekt und Bewunderung für die Jugend-Klimabewegung. Ich bin den jungen Klima­aktivisten dankbar, dass sie uns alle dazu zwingen, unser Verhalten zu überprüfen und nach innovativen Lösungen zu suchen.» Man sei es ihnen und «uns selbst schuldig, zuzuhören», sagt er. «Zudem bin ich mir meiner Verantwortung als Privatperson, als Athlet und als Unternehmer sehr bewusst. Ich möchte diese privilegierte Position für den Dialog in diesen wich­tigen Fragen mit meinen Sponsoren nutzen.»

Das Dialogangebot kommt bei den Klimajugendlichen gut an. «Ein Gespräch mit ihm und der CS wäre wichtig, um unsere Klimaforderungen und unsere Forderungen an die Banken zu besprechen», sagt Marie-Claire Graf (23). «Er muss beweisen, dass er sein Statement wirklich ernst meint, und die Credit Suisse offen zum Ausstieg aus den fossilen Energien auffordern – oder die Konsequenzen ziehen und den Werbedeal beenden», so die Baselbieterin, die seit der Organisation des ersten Klimastreiks in Zürich als Schweizer Greta gilt.

Klare Forderungen

«Ich war ziemlich überrascht von dem Statement», sagt Klimaaktivist Andri Gigerl (19). «Ich finde es schön, dass er dem Ganzen nicht aus dem Weg geht.» Für ihn, der Federer bei den Australian Open in einer Woche vor dem TV als Fan zuschauen dürfte, geht es «wirklich nicht darum, Federer als Individuum anzuklagen, sondern vor allem darum, die untragbaren Praktiken der CS aufzuzeigen. Wir sind auch jederzeit sehr offen, ihm diese in einem Gespräch zu erklären und zu diskutieren.»

Die Klimajugendlichen befinden sich mit ihren Forderungen in guter Gesellschaft. Wissenschaftler weltweit fordern eine Abkehr der Industrie von Kohle, Öl und Gas – auch ETH-Klimaforscher Reto Knutti.

Es wäre ein Coup für die Aktivisten, könnten sie Federer für ihre Sache gewinnen. Noch trauen sie der Sache nicht so ganz. «Nun muss er wirklich das Gespräch mit der CS suchen und den sofortigen Ausstieg aus allen Investitionen in fossile Energien, transparente Finanzflüsse und den Rückzug der Klage gegen die Klimaaktivisten ver­langen», sagt Maya Tharian (21). Ob sich der Tennisstar darauf einlässt?

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