In Zeiten der Gentleman-Spieler wie Roger Federer oder Rafael Nadal sind Wutausbrüche wie jene von John McEnroe («You cannot be serious») längst nicht mehr «en vogue».
Umso auffälliger ist es, dass die Filzball-Artisten sich bei den French Open in diesem Jahr öfter als zuletzt das Maul zerreissen.
Beispiel Roger Federer. «Das macht mi halb wahnsinnig. Scheisse!», nervte sich Federer in der 2. Runde über sich selbst.
«Ich spielte ein schreckliches Game und war deswegen enttäuscht, frustriert und wütend auf mich selbst», erklärt Federer. «Ich bin nicht immer so relaxt, wie die Leute meinen. Es steht so viel auf dem Spiel.»
Murray entschuldigt sich bei den Fans
Beispiel Andy Murray. Besorgte Eltern hätten ihren Kindern beim Spiel des Schotten gegen den Australier Nick Kyrgios wohl am liebsten die Ohren zugehalten, so oft schrie der Geheimfavorit unüberhörbar «Fuck off» und «Shit» über den Platz.
Murray war das im Nachgang so unangenehm, dass er sich bei seinen Fans entschuldigte: «Manchmal habe ich Mühe, meine Emotionen zu kontrollieren. Ich versuche, ein gutes Vorbild zu sein, aber ich bin weit davon entfernt, perfekt zu sein.»
Bei Murray allerdings hat das Fluchen Tradition. Im Australian-Open-Final gegen Novak Djokovic trieb er es mit seinen Selbstgesprächen so weit, dass sich der britische TV-Sender BBC bei seinen Zuschauern für die Wortwahl des 28-Jährigen entschuldigen musste.
Seine heutige Ehefrau, Kim Sears, trug dort in weiser Voraussicht ein T-Shirt mit der Aufschrift «Parental Advisory, Explicit Content» («Hinweis für Erziehungsberechtigte, anstössiger Inhalt»).
Hintergrund: Im Halbfinal gegen Berdych hatte die damalige Verlobte «Scheiss Tschechen!» in Richtung der gegnerischen Box gerufen.
Beispiel Victoria Azarenka. Einen zweifelhaften Schiedsrichter-Entscheid bei ihrer Niederlage gegen Serena Williams bezeichnet sie frei Schnauze als «kompletten Bullshit und jeder weiss das». Der Punkt sei ihr geraubt worden.
Ihr Kommentar in Richtung eigene Box? «Fuck that Shit!»
Die Folge? Eine Verwarnung und wohl auch eine Busse in noch zu bestimmender Höhe. In der Kabine zerlegt die Weissrussin danach kurzerhand einen Stuhl.
Eine Aussprache mit Williams gab es nach der hitzigen Partie aber nicht. «Nicht nötig. Ich habe ihr ein paar meiner Shorts geschenkt, weil sie diese so cool fand.»