BLICK: Roger Federer, hätten Sie etwas anders machen können?
Roger Federer: Ich brachte alles, was ich konnte. Manchmal traf ich falsche Entscheidungen. Beim Aufschlag oder am Netz. Aber mein Match war okay. Natürlich ist Verlieren nie lustig.
Erschüttern Sie Niederlagen heute weniger?
Ich hatte ja viel Zeit, mich zu sammeln beim langen Warten vor der Zeremonie. Dieses Ende war komisch. Meine Kinder waren nicht da, die Stimmung war etwas flach. Nach fünf Minuten ist die gute Atmosphäre weg. Das war schade für Novak, er sollte diesen Moment geniessen. Es erinnerte mich etwas an Olympia, das war auch total enttäuschend.
Wo stufen Sie Ihre Leistung ein?
Die war über zwei Wochen gesehen besser, als ich es von mir erwartet hatte. Es gab starke Phasen, ich habe es Novak schwer gemacht, das war mein Ziel.
Haben Sie gegen Andy Murray schon das Pulver verschossen?
Ich denke nicht. Es fühlte sich fast wie ein Final an. Aber es war mir wohl bewusst, dass es keiner war.
Hat Sie Djokovic beeindruckt?
Ich fand ihn schon in Rom sehr stark. Aber gegen mich muss er immer extra aggressiv spielen, das finde ich schon mal gut. Am Ende ist es doch unglaublich, wie erfolgreich er mit seinem Spiel heute auf Rasen sein kann und ganz ohne Serve-and-Volley durchs Turnier kommt.
Fast alle Fans waren gegen ihn. Ist er mental extra stark?
Dass er damit kein Problem hat, musste er schon oft beweisen. Es war wie immer: Wenn es zählte, war er da. Fans sind ein wichtiger Teil des Spiels. Hier im heiligen Gral bedeutet mir ihre Unterstützung fast so viel wie zu gewinnen, glauben Sie mir!
Beschäftigt Sie, dass Sie lange keinen Grand-Slam-Titel mehr holten?
Natürlich bin ich traurig. Kein achter Wimbledon-Titel, wieder ein Jahr warten, wieder erst sechs Matches gewinnen ... Aber ich habe gegen Novak verloren, die Nummer eins der Welt. Es war eng. Ich bin ein Spieler, der noch Chancen hat, wie Stan Wawrinka.
Warum entglitt der Match nach dem gewonnenen Tiebreak?
Nach einem engen Satz den nächsten zu beginnen, ist immer schwierig. Das ist eine mentale und körperliche Herausforderung. Wir hatten beide unsere Chancen, es ging hin und her. Danach war die Atmosphäre anders. Alle Emotionen gingen ins Tiebreak rein. Ja, es wäre schön gewesen, weiter mit ihm mitzuhalten.
Wie geht es jetzt weiter?
Nach den guten Wochen in Paris, Halle und Wimbledon weiss ich, dass ich jetzt erst mal entspannen darf. Ich gönne mir mit der Familie zehn, zwölf Tage Pause. Wenn ich weiss, was mit dem Davis Cup im September ist, entscheide ich, was ich im Sommer spiele.