Sinners Machtdemonstration
Nächste Machtdemonstration durch Jannik Sinner (24, ATP 1). Der Titelverteidiger hat bei den US Open den ersten rein italienischen Viertelfinal der Grand-Slam-Geschichte im Eiltempo für sich entschieden. Der Weltranglistenerste setzt sich mit 6:1, 6:4, 6:2 gegen Lorenzo Musetti (23, ATP 10) durch und kann mit Blick auf den Halbfinal gegen Félix Auger-Aliassime Kraft sparen.
«Es war eine starke, wirklich solide Leistung von mir», sagt Sinner. «Einige Italiener in der Heimat haben heute sicherlich nicht geschlafen.» Nach nur 1:59 Stunden verwandelt der Südtiroler gegen Musetti seinen ersten Matchball – es war Sinners 16. Sieg im 16. Match gegen einen Landsmann auf der ATP-Tour, gegen Musetti führt er nun mit 3:0.
Sinner überrennt seinen ein Jahr jüngeren Landsmann zunächst regelrecht mit druckvollem Spiel, nach 27 Minuten ist der erste Satz bereits gelaufen. Danach fängt sich Musetti etwas, gerade sein erster Aufschlag kommt nun verlässlicher. Sinner aber bleibt zu jeder Zeit Herr der Lage.
Musetti, an dessen Seite Sinner im vergangenen November den Davis-Cup gewonnen hat, soll nur eine Zwischenstation gewesen sein für den Weltranglistenersten auf dem Weg zu weiteren Grosstaten für die Tennis-Geschichtsbücher. Bislang etwa hat allein Roger Federer die Australian Open und die US Open in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gewinnen können, 2006 und 2007 war das. Sinner fehlen hierzu noch zwei Matcherfolge in Flushing Meadows.
Sinner kann zudem der erst vierte Mann in der Open Era zu werden, der in einer Saison die Finals aller vier Grand-Slam-Turniere erreicht – nach Rod Laver (1969), Federer (2006, 2007, 2009) und Novak Djokovic (2015, 2021, 2023).
Anisimova gelingt die Revanche
0:6, 0:6 lautete das aus Sicht von Amanda Anisimova (24, WTA 9) bittere Resultat im Final von Wimbledon. Knapp zwei Monate nach der bitteren wie klaren Niederlage gegen Iga Swiatek (24, WTA 2) revanchiert sich die US-Amerikanerin.
Die ersten beiden Matchbälle vergibt Anisimova noch, dann bringt ihr ein unerreichbarer Netzroller den Erfolg über die US-Open-Siegerin von 2022. Dank dem 6:4, 6:3 und dem Einzug in die Halbfinals toppt Anisimova ihr bestes Abschneiden in New York ein weiteres Mal. Bisher war sie nie über die 3. Runde hinausgekommen.
Osaka will eindrückliche Serie fortsetzen
Im Halbfinal trifft Anisimova auf Naomi Osaka (27, WTA 24). Die ehemalige Weltranglisten-Erste aus Japan setzt sich im letzten Viertelfinal mit 6:4, 7:6 (7:3) gegen die nach dem ersten Durchgang angeschlagene Tschechin Karolina Muchova (29, WTA 13) durch.
Die vierfache Grand-Slam-Siegerin Osaka könnte zum ersten Mal als Mutter einen Major-Titel gewinnen. Dabei will sie eine eindrückliche Serie weiterführen. Immer, wenn sie bei einem Grand-Slam-Turnier die Viertelfinals erreichte, holte sie am Ende auch den Titel.
De Minaurs Viertelfinal-Fluch hält an
Félix Auger-Aliassime (25, ATP 27) steht zum zweiten Mal bei den US Open im Halbfinal. Der Kanadier setzt sich in New York gegen den Australier Alex De Minaur (26, ATP 8) in vier Sätzen mit 4:6, 7:6 (9:7), 7:5 und 7:6 (7:4) durch.
In seinem ersten Grand-Slam-Viertelfinal seit den Australian Open 2022 hat Auger-Aliassime die besseren Nerven und vor allem den besseren Service als sein Gegenspieler. Während der Québécois in den entscheidenden Momenten den einen oder anderen einfachen Punkt mit seinem Aufschlag macht, ist für De Minaur der Service speziell in den letzten beiden Sätzen eher eine Belastung.
Beiden Spielern ist der Druck in diesem Viertelfinal anzumerken. Auger-Aliassime konnte zuletzt nicht mehr an frühere Leistungen anknüpfen. Für ihn, der schon seit den Junioren grosse Erwartungen weckt, ist das Turnier in New York eine kleine sportliche Wiedergeburt.
De Minaur, der im Achtelfinal den Zürcher Leandro Riedi sicher bezwungen hat, steht bereits zum sechsten Mal bei einem Grand-Slam-Turnier in der Runde der letzten Acht und wartet noch immer auf seinen ersten Halbfinal.
Dass er am Mittwoch seinen ersten Satz in einem Major-Viertelfinal gewinnt, dürfte kein Trost sein. Immerhin, die Konstanz spricht für den Weltranglisten-Achten aus Sydney: Bei den letzten sieben Majors erreichte er fünfmal den Viertelfinal.