Beim ersten Aufeinandertreffen 2014 in Schanghai musste Leonardo Mayer weinen, als er von Roger Federer denkbar unglücklich 7:6 im Dritten bezwungen wurde. Heute muss die argentinische Weltnummer 68 allenfalls weinen, weil die Ohrfeige, die er vom Schweizer erhält, so schmerzhaft ist.
Federer holt gleich zu Beginn dieses Achtelfinals in Roland Garros dazu aus. Mayer serviert, sieht sich sogleich mit einem Breakball konfrontiert – den ihm der Weltranglisten-Dritte mit einer fantastischen Rückhand aus dem Lauf heraus der Linie entlang um die Ohren schlägt.
Für das zweite Break zum 1:4 sorgt Mayer selbst, indem er mit einem Doppelfehler seine schwache Aufschlag-Quote bestätigt. Die französischen Fans sind gerade erst vom Mittagessen zurück und füllen endlich die Tribünen des Court Central, da ist der erste Satz nach 32 Minuten bereits vorbei. Federer verwandelt seinen ersten Satzball zum 6:2.
Bis jetzt hat Federer zu 100 Prozent alles im Griff. Verwandelt 100 Prozent seiner Breakbälle (2 von 2), bleibt hundertprozentig sauber bei eigenem Service. Und auch im zweiten Durchgang gibt er gleich brutal den Tarif durch: Break zu Null, Bestätigung zu Null – Mayer, der gleich wieder 0:2 hinten liegt, scheint alles etwas zu schnell zu gehen. Das zweite Mal lässt er sich den Aufschlag zum 3:6-Satzverlust abnehmen.
Etwas länger gehts im Dritten bis zum ersten Break – und 4:2. Vielleicht steuert auch die gnadenlos auf den Sandcourt scheinende Sonne etwas zur Verlangsamung des Spiels bei – nur schon im Schatten sind es 32 Grad... Den Fans kann die Hitze den Spass allerdings nicht verderben – mit La-Ola-Wellen ermuntern sie den Schweizer Publikumsliebling, nach insgesamt einer Stunde und 43 Minuten zum Matchgewinn zu servieren. «Es war schon heiss, aber gleichzeitig – vorallem gegen Ende – sehr windig. Das war wie eine Klimanlage, so empfand ich die Hitze nicht als schlimm – ich musste nicht einmal mein T-Shirt wechseln.»
Keine Überraschungen soweit bei Roger Federers Comeback beim Sand-Grand-Slam. Ohne Satzverlust erfüllt der 37-Jährige wie eh und je seine Pflichtrunden und sieht sich zum 12. Mal im Viertelfinal von Roland Garros. Während er in dieser Statistik zu Rafael Nadal und Novak Djokovic aufschliesst, die heute (der Spanier im Anschluss) und morgen (der Serbe) ihren 13. Viertelfinal erreichen können, führt er die Gesamtquote erreichter Major-Viertelfinals mit 54 deutlich vor Djokovic (44) an.
«Darüber bin ich super zufrieden. Auch weil ich noch etwas mehr Zeit in Paris verbringen kann», sagt Roger nach dem warmen Applaus. «Ihr seid so sympatisch, es ist schön bei Euch.»
Aber Achtung, ab jetzt startet in Paris ein neues Turnier auf höherer Stufe. Sein nächster Gegner hat es auf jeden Fall in sich: Es ist Landsmann und Kumpel Stan Wawrinka.
Federer sagt auf dem Court-Interview, als Stan noch gegen Tsitsipas spielt: «Ich würde eigentlich lieber gegen Stan spielen – auch wenn er mir hier vor vier Jahren eine Packung gegeben hat. In seinen schrecklichen Shorts spielte er höllisch gut...» Sein Wunsch ist erhört worden …