Novak Djokovic (28) jagt bei den French Open ab heute seinen ersten Titel. Es ist der einzige Grand-Slam-Pokal, der in seiner Sammlung noch fehlt. Djokovic ist der erste Herausforderer von Rafael Nadal, dem 9-fachen Sieger, der in Paris erst ein einziges Mal den Platz als Verlierer verlassen hat – 2009 im Achtelfinal gegen Robin Söderling.
Damals nutzte Roger Federer (33) die Chance und durfte am Ende die Coupe des Mousquetaires in die Höhe stemmen. Vier weitere Male scheiterte Federer erst im Final an Nadal – 2006 bis 2008 und 2011. Seit seinem Triumph 2009 hat er auf rotem Sand nur noch einen Titel gewonnen – jenen im Mai diesen Jahres in Istanbul.
Halbfinal als Mindestziel
Dazwischen entzog Federer der langsamsten Unterlage sogar die Liebe. «Der Sand braucht mich nicht mehr», hatte er vor einem Jahr nach dem Achtelfinal-Aus bei den French Open gesagt. Umso erstaunlicher, dass er in diesem Jahr mit Monte Carlo, Istanbul, Madrid und Rom erst zum dritten Mal in seiner Karriere und zum ersten Mal seit sieben Jahren vor den French Open vier Turniere bestritt.
Dass Federer gar zu viele Spiele in den Beinen haben könnte, glaubt sein Co-Trainer Severin Lüthi (39) aber nicht: «Das ist nichts Negatives, ganz im Gegenteil. Die Trainings sind zwar wichtig, aber Matches sind für ihn das beste Training und durch nichts zu ersetzen.»
Trotzdem geht Federer mit vielen Fragezeichen ins Turnier, denn die Bedingungen in Paris sind völlig anders als zuletzt in Rom. Das betrifft vor allem die Bälle. «Als ich hier im Training spielte wie bisher, merkte ich: Das geht ja gar nicht», sagt Federer. Das gelte allerdings auch für alle anderen – und damit auch für seinen heutigen Gegner in der 1. Runde, den Kolumbianer Alejandro Falla (12.30 Uhr live auf SRF 2).
Trotz der Unsicherheiten erwartet Lüthi viel von Federer: «Er ist sicher ein Favorit. Auch wenn Nadal und Djokovic die ersten Anwärter auf den Titel sind. Aber Roger ist sicher einer jener Spieler, die sehr gefährlich sein können. Ein Spielverderber, der das Turnier gewinnen kann.» Dass Federer schon früh davon sprach in Paris mindestens den Halbfinal erreichen zu wollen, findet Lüthi gut: «Eine Garantie hat man zwar nie, aber Roger weiss, dass er jeden schlagen kann.»
Als Davis-Cup-Captain und Berater von Stan Wawrinka (30, ATP 9) kommt Lüthi bereits am ersten Tag des Turniers in die Zwickmühle, denn der Romand startet gegen den Türken Marsel Ilhan (27, ATP 82) praktisch zeitgleich ins Turnier (13.25 Uhr live auf SRF info). Lüthi ist allerdings sicher, dass er noch genügend Möglichkeiten haben wird, auch bei Wawrinka mitzufiebern.
«Man hat bei ihm mit dem Sieg in Rom gegen Nadal gesehen, dass er jeden Spieler schlagen kann. In Paris und über fünf Sätze wird Stan nur sehr schwer zu bezwingen sein.» Trotz dem überraschend frühen Aus beim Heimturnier in Genf.
Gut möglich, dass Federer und Wawrinka kommende Woche im Viertelfinal aufeinander treffen. 2010 und 2011 gab es das Schweizer Duell bereits im Achtelfinal – beide Male mit Federer als Sieger.
Der Baselbieter schwärmte zuletzt übrigens in den höchsten Tönen vom französischen Publikum. «2009 in Paris habe ich ganz sicher die tollste Unterstützung in meiner Karriere erfahren. Es wäre also toll, dort noch einmal zu gewinnen.»