Am Ende ist es der Maestro, der Team Europa im Kampf um den Laver Cup hält. Nach den beiden Niederlagen am Nachmittag stehen die grossen Favoriten kurz vor dem Aus, Roger Federer ist gegen John Isner unter Zugzwang. Verliert er, ist die erste Niederlage von Team Europa in der Geschichte des Laver Cup Tatsache.
Entsprechend motiviert geht der Lokalmatador zu Werke. Isner beweist Mühe mit dem Spiel von Federer, wird bereits beim Stand von 3:2 zum ersten Mal gebreakt. Dieses reicht dem Schweizer aus, er bringt den ersten Durchgang mit 6:4 ins Trockene.
Im zweiten Durchgang gestaltet sich das Spiel deutlich offener. Beide bringen ihr Aufschlagspiel durch, zeigen Tennis der Spitzenklasse. Sowohl Federer als auch sein Gegner retten sich selbst in vermeintlich ausweglosen Situationen, stossen bis ins Tiebreak vor. Dort behält Federer die Oberhand. Den Matchball verwertet er per Ass – und schreit sich danach erst mal die Erleichterung von der Seele.
Kein Erfolg im Doppel
Bereits früher am Tag musste Federer im Doppel ran. Die Vorfreude aufs Traumpaar Roger Federer und Rafael Nadal im Doppel war gross. Eigentlich hätten die beiden Stars am Sonntagmittag den dritten Laver-Cup-Tag in Genf eröffnen sollen. Doch kurz vorher platzt das Doppel. Nadal muss wegen einer Handgelenksverletzung forfait geben.
An seiner Stelle nominiert Europa-Coach Björn Borg Stefanos Tsitsipas an die Seite von Roger Federer. Sie bestreiten das Doppel in der mit 17'000 Fans vollen Palexpo-Halle gegen John Isner und Jack Sock. Von der Bank aus unterstützt und coacht ein enthusiastischer Nadal derweil seine Kollegen.
Zuerst sieht es gut aus. Federer/Tsitsipas holen sich den ersten Satz mit 7:5. Einen kuriosen und schmerzhaften Moment erlebt Federer beim Stand von 1:2, als ihn ein Aufschlag zwischen die Beine trifft.
Das entscheidende Break ist gleichzeitig auch das Game zum Satzgewinn. Weil im zweiten Durchgang das Duo Isner/Sock mit 6:4 die Oberhand hat, muss das Champions-Tiebreak den Sieger küren. Dort setzt sich das Welt-Duo mit 10:8 Punkten durch.
Der Triumph ist gleichbedeutend mit der erstmaligen Gesamtführung am Laver Cup 2019! Das Team Welt geht mit 8:7 Punkten in Front, bevor die drei Einzel anfangen (Thiem-Fritz, Federer-Isner, Zverev-Raonic). Jeder Sieg ist drei Punkte wert, wer zuerst 13 Zähler hat, gewinnt.
Captain John McEnroe ist dennoch nicht glücklich. Der Grund: Er kann seinen Joker Nick Kyrgios nicht gegen Dominic Thiem antreten lassen, der Australier scheint sich an der Schulter verletzt zu haben. An seiner Stelle muss «Big-Mac» nun den 21-jährigen Youngster Taylor Fritz in die Höhle des Löwen schicken, bevor US-Riese Isner dann gegen Federer ran muss.
Der Captain hätte offensichtlich lieber eine andere Aufstellung gebracht, die ihm vom Oberschiedsrichter aus Regel-Gründen verwehrt hat. «Das ist sehr schade», drückt sich McEnroe sichtlich genervt vorsichtig aus. Lieber hätte er wohl gepoltert: «You cannot be serious!», das kann nicht Ihr Ernst sein! (rib/C.K.)