Bencic verpasst US-Open-Final und verliert die Nerven
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Hingis muntert Bencic auf
«In Amerika wissen die Fans oft kaum, um was es geht»

Vorerst bleibt Martina Hingis die einzige Grand-Slam-Siegerin der Schweiz. Unsere Tennis-Legende glaubt aber weiter, dass Belinda Bencic ihre Nachfolgerin werden kann.
Publiziert: 07.09.2019 um 21:37 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2019 um 01:44 Uhr
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Bencic verpasst an den US Open die Final-Qualifikation.
Foto: Imago
Cécile Klotzbach

Vor fünf Jahren, als Belinda Bencic in New York zum ersten Mal Aufsehen erregte, sass Martina Hingis als Mentorin auf der Tribüne. Dieses Mal schaute die Mutter des sechs Monate alten Töchterchens Lia zuhause vor dem Fernseher zu. «Teilweise sogar live», sagt die 38-Jährige, «mit Lia brauchte ich dafür nicht mal einen Wecker.»

Wie die ganze Tennisschweiz bedauert auch Hingis Bencics knapp verpassten Final-Einzug bei den US Open. «Ich hätte ihr das so gegönnt! Aber es gab zu viele ungenutzte Breakchancen –  bei denen Andreescu aber auch wirklich super gespielt hat.»

Belindas knappe Halbfinal-Niederlage sei doppelt schade, weil noch viel mehr drin gelegen wäre. «Im Final hätte alles geschehen können. Serena spielt derzeit zwar stark, wäre vielleicht aber auch wieder nervös geworden. Und Belinda hätte bestimmt gut dagegen halten können.»

«Hängt sich an falschen Sachen auf»

Laut Martina fehle der 22-Jährigen nicht mehr viel zum ersten Major-Titel. Nur Details, wie die nötige Ruhe in unangenehmen Situationen bewahren. «Manchmal hängt sie sich an falschen Sachen auf, solange sie denen nachtrauert, verliert sie Punkte und verliert so Energie, die sie später noch gut brauchen könnte.»

Martina spricht damit Belindas Wutausbrüche an, die sich in Flushing Meadows auch gegen das Publikum richteten. «Schon in Mallorca habe ich das bei ihr gesehen. Manchmal muss man den Frust ablassen, ich kann das nachvollziehen – auch ich war oft emotional auf dem Court», so Hingis. «Meistens hatte ich mich aber unter Kontrolle – ausser damals in Paris. Es ist nicht gerade nützlich, die Fans gegen sich aufzubringen!»

Zur Erinnerung: 1999 im legendären French-Open-Final gegen Erzrivalin Steffi Graf brachte sie die Pariser Menge gegen sich auf, weil sie einen umstrittenen Ballabdruck auf der Gegenseite des Netzes kontrollierte. Sie verlor, weinte und wollte nicht einmal mehr an die Siegerehrung. «Wenn das Publikum für die eigenen Landsleute ist, bist du vorbereitet. Aber die Pariser hielten stärker zu Steffi, als die Australier zu ihrer Sam Stosur! Das fand ich mit 18 total unverständlich.»

«Es gibt immer Idioten»

Im Nachhinein wisse sie das besser einzuordnen. «Es gibt immer Idioten unter den Zuschauern. In Paris haben sie sogar Rafael Nadal schon ausgebuht.» Und das US-Publikum müsse Belinda schon gar nicht persönlich nehmen: «Gerade in Amerika wissen die Fans manchmal ja kaum, um was es geht.»

Gemäss Hingis seien die Australien Fans viel fachkundiger und damit fairer. Ein perfekter Ort für Belinda also, um zuzuschlagen? Die Expertin hält dies absolut für möglich: «Schon in Wimbledon, wo sie so gerne spielt, hatte sie sich mehr erhofft. Auch da hatte sie ihre Nerven nicht im Griff, gegen Riske hätte sie gewinnen müssen! Aber sowas gehört halt dazu. Wer hätte schon gedacht, Federer würde gegen Dimitrov verlieren?»

Nun sei der Halbfinal an den US Open ihr bestes Resultat – eine Steigerung! «Vor allem weil sie viel dominanter als sonst dorthin gekommen ist», sagt Martina, die gelesen hat, dass Belinda sie für talentierter halte. «Dafür kann sie mehr Dampf als ich machen. Wo ich Stoppbälle und Lobs einbauen musste, macht sie zack bumm – diese Möglichkeit hätte auch gerne gehabt.»

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