«Jetzt bin ich sehr positiv eingestellt. Dieser Sieg hat mir gut getan und viel Kraft gegeben», hatte Viktorija Golubic nach ihrem allerersten Wimbledon-Sieg geschwärmt. Dies sei definitiv schon jetzt ihr Lieblingsturnier, so die Nummer 73 der Welt.
So wirkt sie zunächst nicht, als sie auf Court 17 gegen die Ukrainerin Lesia Tsurenko (WTA 35) antritt. Die 24-jährige Zürcherin blickt düster drein, schleicht unsicher wirkend über den Rasen, den sie doch eigentlich «magisch» findet und ihr gelingt nur wenig zauberhaftes mit dem Racket.
Martina Hingis, die heute spielfrei hat, sitzt auf der Tribüne und realisiert sofort, was bei ihrer Fed-Cup-Freundin Sache ist. «Körpersprache!» ruft sie – und flüstert Vicky noch andere kleine Tipps zu: «Auf die Vorhand servieren!» Es wirkt. Nach dem schnellen 1:6 im ersten Durchgang wacht Golubic auf, ballt gelegentlich die Faust und es gelingen ihr beim 6:2 sogar vier Winner.
71'000 Franken Gewinn
Durchgang 3 verläuft wie schon so oft in dieser unglücklichen Saison. Hart gekämpft und doch verloren – es scheint für Viktorija das Schicksal für 2017 zu sein. Zum siebten Mal verliert sie einen Match im Entscheidungssatz. 3:6 geht ihr siebter Match auf Grand-Slam-Stufe zu Ende. Wie schon letztes Jahr in Roland Garros kommt sie auch bei ihrem Wimbledon-Debüt nicht über Runde 2 hinaus. «Schade, es wäre mehr drin gelegen. Ich war im dritten Satz zu passiv, habe das Spiel nicht in die Hand genommen», analysiert Golubic nach dem Match.
Die Enttäuschung ist gross. Der Grund liegt – nach ihren Erklärungen in der Medienkonferenz – aber auf der Hand: «Ich hatte Pech. Gestern bin ich beim Aufwärmen fürs Doppel auf eine unebene Stelle getreten und umgeknickt, dabei habe ich mir den Knöchel etwas verletzt. Ich konnte schon spielen, konnte es auf dem Platz kaschieren – sonst hätte ich den zweiten Satz ja nicht gewonnen. Aber in ein paar Dingen war ich sicher etwas eingeschränkt.»
Mit etwas Abstand wird sie ihr erstes Abenteuer auf dem heiligen Rasen aber dennoch in guter Erinnerung behalten. Mit 71'000 Franken Gewinn in der Tasche wird sie zurück in die Schweiz reisen, wo das nächste Highlight unmittelbar vor der Tür steht: Ab dem 17. Juli steigt das Heimturnier in Gstaad – das weckt die schönsten Erinnerungen bei Golubic. Denn im Berner Oberland ist sie keine Aussenseiterin wie in Wimbledon – sie ist die Titelverteidigerin!