Wie fühlen Sie sich, einen Tag nach den viereinhalb Stunden gegen Murray?
Stan Wawrinka: Besser als erwartet. Vielleicht kommt der Muskelkater nach zwei Tagen, aber jetzt fühle ich mich perfekt.
Haben Sie schon eine Ahnung, wie Sie sich am Sonntag beim Betreten des Center Courts fühlen werden?
Das wird die Überraschung des Tages. Es kam bei allen drei Finals überraschend. Ein Final ist eine enorme Chance, die muss man geniessen. Die Anspannung kommt normalerweise beim Aufwärmen ein paar Stunden vor dem Match. Dann werde ich eine Vorstellung haben, wie ich mich fühlen werde.
Denken Sie wieder, es könnte Ihr letzter Final sein?
Ich war andere Male deswegen nicht nur nervös, sondern profitierte auch umso mehr davon. Einen solchen Final will man einfach auf keinen Fall verlieren. Das ist der grösste Match in einer Tenniskarriere.
Ihr Vertrauen dürfte Sie etwas beruhigen.
Ich weiss, dass ich fähig bin solche Matches zu gewinnen. Aber ich werde mental wieder sehr hart zu mir selbst sein müssen. Es braucht mein bestes Tennis, ich darf Nadal nicht diktieren lassen. Ich finde, er spielt aggressiver als andere Jahre. Dazu hat er ein Spiel, das einfach für Sand gemacht ist. Jeder beisst sich die Zähne an ihm aus. Wenn Rafa fit ist, ist ein Final hier in Paris über drei Gewinn-sätze die grösste Herausforderung, die es im Tennis gibt.
Spielen Sie sich noch mit einem Linkshänder ein?
Nein, das würde an der Ausgangslage nichts ändern.
Kann Ihnen Ihr Coach Magnus Norman helfen, weil er schon Söderling zum Sieg über Nadal begleitet hat?
Nein. Seitdem habe ich ja schon oft selbst gegen Nadal gespielt. Magnus hilft mir in unserer Beziehung mit seiner grossen Erfahrung.
Was können Sie vor dem Final noch Entscheidendes machen?
Nichts, die Entscheidung fällt auf dem Platz. Es ist zu spät, um Rückhandbälle auf Schulterhöhe zu üben oder so. Das ist mein vierter Grand-Slam-Final – ich weiss, was ich tun muss. Du bereitest dich ja nicht zwei Wochen, sondern sechs Monate vorher auf ein grosses Turnier vor. Am Schluss müssen viele Details zusammengefügt werden und der Kopf muss voll da sein.
Können Sie einen Match unter so grossem Druck überhaupt geniessen?
Das kommt auf den Verlauf an. Wenn du eine Klatsche bekommst, macht es keinen Spass. Aber wenn es ein enger, intensiver Kampf ist, schon.
Haben Sie Gewohnheiten vor so einem Tag?
Ich gehe sicher nicht in die Disco ... Aber zu früh gehe ich auch nicht ins Bett, denn ich schlafe am Morgen ja aus. Am Samstag spaziere ich noch durch die Stadt. Am Sonntag spiele ich mich um elf Uhr ein, esse gut. Vor allem mache ich alles rechtzeitig, damit ich nicht unnötig in Stress gerate.