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Final-Reprise in Roland Garros
Darum kann Thiem Sandkönig Nadal entthronen

Dominic Thiem will Rafael Nadal heute vom 12. French-Open-Sieg abhalten. Dann wäre er wirklich ein Superstar.
Publiziert: 09.06.2019 um 13:22 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2019 um 13:40 Uhr
Dominic Thiem will Rafael Nadal heute vom 12. French-Open-Sieg abhalten.
Foto: Getty Images
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Cécile Klotzbach, Paris

«Er ist ein Superstar», hatte Roger Federer ein paar Tage vor seinem Out gegen Rafael Nadal in Paris voller Überzeugung über Dominic Thiem gesagt, «ein Superstar!» Das war auch bevor der Österreicher in einem über zwei Tage dauernden Fünfsatz-Halbfinal mit Wind und mehreren Regenunterbüchen eine völlig entnervte Weltnummer 1 nach 26 Siegen in Serie aus dem Turnier wirft und Novak Djokovic von dessen zweiten Karriere-Grand-Slam abhält (6:2, 3:6, 7:5, 5:7, 7:5).

Es war Rogers Reaktion auf eine kleine Episode, die grosse Wellen warf. Als Thiem während seiner Pressekonferenz für Super-Superstar Serena Williams, die nach ihrer Niederlage möglichst schnell die Anlage verlassen wollte, den Interviewsaal räumen musste. «Geht gar nicht», wollte der Schweizer damit sagen und äffte seinen Tennis-Kumpel mit dessen eher bodenständig, statt glamourös wirkenden Ösi-Akzent nach: «Ein Witz!»

Thiem reagierte im heiklen Moment tatsächlich wie ein betupfter Superstar, indem er verärgert davon lief und alle stehen liess. Arroganz und Eitelkeit ist sonst gar nicht die Art des 25-jährigen, sympathischen Lichtenwörthers. «Das hätte er vor einem Jahr noch nicht gemacht», sagt einer, der «Domi» am besten kennt: Papa Wolfgang Thiem. Wie er der «Kleinen Zeitung» verrät, sei das eine der Auswirkungen durch die Trennung von Langzeit-Coach Günther Bresnik, der seinem Sohn seit 17 Jahren alles beigebracht hat. Und der ihm diesen Februar den 39-jährigen Nicolas Massu, Einzel- und Doppel-Olympiasieger von 2004, als Temporär-Trainer ausgesucht hat. Eine folgenschwere Tat - Thiem genoss den neuen Impuls mit dem lebhaften Chilenen so sehr, dass er ihn ganz engagierte. Und Bresnik stehen liess.

Dieses Jahr soll alles besser werden

Vater Thiem, ein Freund und Trainer in Bresniks Akademie, freut sich über die frische Keckheit seines Sohnes, der in Wien-Turnierdirektor Herbert Straka und Duglas Cordero auch einen neuen Manager und einen Fitnesscoach um sich schart: «Jetzt hat er das Gefühl, dass er mal der Herr im Team ist. Der Zeitpunkt war richtig. Domi hat sich weiterentwickelt.»

Mit Verlaub, das war auch an der Zeit. Schon vor Jahren wurde Thiem als Vertreter der «Next-Gen»-Generation gehypt. Er ist mit viel Talent und Händchen ausgestattet, sein Spiel ist zugleich kraftvoll und erinnert mit der einhändigen Rückhand an Stan Wawrinka. Thiem schaffte es bis zum heutigen Platz 4 im Ranking, holte schon 13 Titel, schlug dabei auch schon Djokovic, Nadal und Federer. Aber an den prestigeträchtigen Grand Slams überliess er das Feld stets der «Hautevolee». Hier in Roland Garros erreichte er schon letztes Jahr den Final - wo er sich mit ähnlichem Resultat wie Federer am Freitag vom spanischen Sandkönig in drei Sätzen abkanzeln liess.

Ob es reicht, wissen nur die Tennis-Götter

Die heutige Reprise verspricht aber spannender zu werden. Ob es letztlich dazu reicht, Nadal von seiner 12. Krönung abzuhalten, wissen nur die Tennis-Götter. Aber der frechere Domi hat das Zeug dazu. Wie er gestern über fünf Sätze kühlen Kopf gegen den «Djoker» bewahrte, bezeugt sein neues Selbstbewusstsein. Und in Best-of-3-Matches konnte er Nadal, dem er acht Mal unterlag, immerhin schon viermal auf Sand bezwingen: in Buenos Aires (2016), Rom (2017), Madrid (2018) und zuletzt diese Saison in Barcelona. 

Und nun Paris? In Nadals Stadt der Liebe hat kein Nebenbuhler leichtes Spiel. Einen kleinen Joker hat Thiem aber noch: Er ist mit Kristina Mladenovic liiert, einer Französin! Ab morgen die Nummer 1 im Doppel, heizt sie heute unmittelbar vor ihrem Freund mit Timea Babos im Final gegen Duan/Zheng auf dem Court Central das Publikum ein. Vielleicht ja zugunsten ihres Schatzes... Sicher ist: Schlägt er Nadal und wird Österreichs zweiter Grand-Slam-Sieger nach Thomas Muster (1995 in Paris), ist Thiem in aller Augen ein echter Superstar.

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Thiem hält nur zwei Sätze mit
Sandkönig Nadal gewinnt zum 12. Mal die French Open!

Rafael Nadal (33) ist nicht aus seinem Königreich zu verdrängen. Der Spanier schlägt wie im Vorjahr im Final von Roland Garros Dominic Thiem (25) in vier Sätzen mit 6:3, 5:7, 6:1 und 6:1. Es ist Nadals 12. Titel in Paris und der 18. Grand-Slam-Sieg überhaupt.
Publiziert: 09.06.2019 um 12:19 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2019 um 07:19 Uhr
Rafael Nadal «beisst» in die Roland-Garros-Trophäe.
Foto: Getty Images
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Marc Ribolla

«König Rafael I» hat sein Königreich an der Porte d'Auteuil in Paris auch mit 33 Jahren noch fest im Griff. Keiner findet bisher den Schlüssel, um den Spanier vom Thron zu stossen. Nadal (ATP 2) schlägt zum 12. Mal zu und erobert den «Coupe des Mousquetaires» einmal mehr. Aus den Händen von Legende Rod Laver erhält der Mallorquiner die Trophäe überreicht.

Im Final lässt er wie im Vorjahr dem Österreicher Dominic Thiem (ATP 4) praktisch keine Chance. Thiem kann im erwarteten Grundlinien-Duell nur zwei Sätze mithalten, dann ist bei ihm die Luft draussen. Eine Rolle spielt sich er auch, dass er gestern noch den Rest seines Halbfinals gegen Djokovic bestreiten musste, während Nadal einen freien Tag genoss.

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Nadal verliert 1. Satz im Final seit 2014

Thiem gelingt zwar das erste Break zum 3:2 im ersten Satz. Ummünzen kann er es aber nicht. Im Gegenzug gibt Thiem prompt seinen Service wieder ab, Nadal gleicht zum 3:3 aus. Dann folgt der Knackpunkt. Rafa erobert das Break zum 5:3 und serviert den Satz heim. Nach 56 Minuten ist der Durchgang Geschichte.

Dann passiert das fast Unmögliche. Thiem krallt sich mit dem ersten Breakball das Break im zweiten Satz – 7:5 und Satzgewinn! Das Niveau ist enorm hoch. Besser kann Thiem fast nicht spielen. Erstmals seit 2014 verliert Nadal wieder einen Satz im Roland-Garros-Final.

Der Favorit verschwindet kurz in der Garderobe und kehrt wie verwandelt zurück! Thiem ist ab sofort nur noch Statist auf dem Court Philippe Chatrier. Von den ersten 17 Punkten im dritten Satz holt er einen einzigen. Nach 14 Minuten liegt 0:4 hinten. Nadal ist nicht mehr aufzuhalten.  Nach knapp drei Stunden Spielzeit ist der 12. Titel im Trockenen.

«Es ist unglaublich. Es war ja schon ein Traum, hier 2005 zu gewinnen», sagt Nadal nach dem Dutzend-Sieg. Verlierer Thiem gratuliert: «Rafa, du bist ein unglaublicher Champion, zwölfmal hier zu gewinnen ist nicht real. Ich werde es nächstes Jahr wieder versuchen.»

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Nur noch zwei Titel hinter Federer

Mit seinem 18. Titel bei einem Grand Slam rückt Nadal bis auf zwei an Rekordhalter Roger Federer (20) heran. Seinen Rivalen besiegte er am Freitag im Halbfinal. Rafa schafft mit dem zwölften Titel einen Rekord. Öfter ist noch keine Spielerin und kein Spieler bei einem Grand Slam erfolgreich gewesen. Bislang teilte sich Nadal diesen Rekord mit  Margaret Court, die elfmal an den Australian Open erfolgreich war.

Nadal kassiert für den Triumph ein Preisgeld von 2,3 Millionen Euro, Thiem kann sich über 1,18 Millionen Euro freuen. Im ATP-Ranking bleiben Nadal und Thiem auf ihren Plätzen.

Verrückt: In Roland Garros hat Nadal nun 93 Matches gewonnen - und nur deren zwei verloren. Seit 2005 verpasste er den Pokal nur dreimal: 2009, 2015, 2016.

Kleiner Trost für Thiem: Er kann am Sonntagabend trotzdem auf einen French-Open-Sieg anstossen. Seine Freundin Kristina Mladenovic gewinnt am Vormittag zusammen mit Timea Babos den Doppel-Final der Frauen. Das Daumendrücken der Französin in der Spielerbox bringt Thiem aber auch kein Glück.

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