Im mit viel Spannung erwarteten Duell zwischen Jannik Sinner und dem 15 Jahre älteren Novak Djokovic setzte sich der 23-jährige Südtiroler 6:4, 7:5, 7:6 (7:3) durch, womit er an diesem Turnier weiterhin keinen Satz verloren hat.
Im ersten Durchgang gab Sinner bei eigenem Aufschlag bloss drei Punkte ab. In der Folge steigerte sich Djokovic markant, lieferten sich die beiden ein Duell auf einem atemberaubenden Niveau. Beim Stand von 4:5 gelang dem Serben sein einziges Break in dieser Partie, um danach den Service gleich wieder abzugehen. Über welches Selbstvertrauen Sinner verfügt, unterstreicht das Ass mit dem zweiten Aufschlag beim Stand von 30:30 im darauffolgenden Game. Der zweite Satz dauerte 71 Minuten, was beweist, wie umkämpft er war.
In der Folge liess Djokovic zum zweiten Mal in diesem Spiel den Physiotherapeuten kommen, um sich am Hüftbeuger des linken Beins behandeln zu lassen. Ein Arzt musste ihm gar ein Schmerzmittel geben. Dennoch hielt er auch im dritten Durchgang, der gar 79 Minuten dauerte, sehr gut mit, erspielte er sich beim Stand von 5:4 gar drei Satzbälle. Sein Gegner war aber schlichtweg zu stark und verwertete nach 3:17 Stunden den ersten Matchball. Deshalb muss Djokovic, der in seinem 16. Halbfinal am French Open zum vierten Mal in Folge gegen Sinner verloren hat, weiter auf seinen 25. Triumph an einem Grand-Slam-Turnier warten.
Viele Chancen werden sich dem 38-Jährigen nicht mehr bieten. Nach dem Out in Paris wird Djokovic emotional, öffnet die Tür für einen möglichen Rücktritt. «Das hätte mein letztes Spiel hier bei Roland Garros sein können. Deshalb war ich auch am Ende etwas emotionaler», sagt Djokovic. «Aber wenn es mein Abschiedsspiel bei Roland Garros in meiner Karriere war, dann war es wegen der Atmosphäre und dem, was ich vom Publikum bekommen habe, wunderbar.»
Er wisse zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere noch nicht, was der morgige Tag bringen wird. «Ich werde weitermachen, ja. Als Nächstes kommt natürlich Wimbledon, mein Lieblingsturnier aus meiner Kindheit. Ich werde mein Bestes geben, um mich vorzubereiten. Ich denke, meine besten Chancen, um ein weiteres Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, liegen wahrscheinlich in Wimbledon.»
Alcaraz zunächst mit Mühe
Carlos Alcaraz profitierte im vierten Satz von der Aufgabe von Lorenzo Musetti. Im Tie-Break des zweiten Durchganges hatte er mentale Stärke bewiesen. Der 22-jährige Spanier spielte in diesem gross auf und entschied ihn 7:3 zu seinen Gunsten. Zuvor hatte Musetti fantastisches Tennis gezeigt und den ersten Satz mit einem Break zum 6:4 gewonnen. Im zweiten Durchgang gelang dem Italiener zum 2:2 und 6:6 ein Re-Break.
Der Satzausgleich befreite Alcaraz. Den dritten Durchgang gewann er in 24 Minuten 6:0 und gab dabei bloss fünf Punkte ab. Einerseits hob er sein Niveau an, andererseits kämpfte Musetti sichtlich mit Problemen am linken Oberschenkel. Nach zwei weiteren verlorenen Games gab der Aussenseiter, der sich zweimal massieren liess, nach 2:29 Stunden auf.
Alcaraz benötigt nach dem sechsten Erfolg in Serie gegen Musetti noch einen Sieg zur erfolgreichen Titelverteidigung in Paris. Dass er erneut im Final steht, entbehrt nicht einer gewissen Logik. Er hatte zuvor in diesem Jahr auf Sand schon an den Masters-1000-Turnieren in Monte Carlo und Rom triumphiert. In Monte Carlo setzte er sich im Endspiel gegen Musetti durch. Dieser verlor derweil auch seinen zweiten Halbfinal auf Grand-Slam-Stufe nach jenem im vergangenen Jahr in Wimbledon.
Erstaunliche Premiere
Sinner und Alcaraz treffen am Sonntag zum ersten Mal in einem Grand-Slam-Final aufeinander, was angesichts ihrer Dominanz erstaunlich ist. Ersterem bietet sich die Chance, zum dritten Mal hintereinander auf der wichtigsten Stufe im Tennis zu triumphieren, nachdem er im vergangenen September das US Open und zu Beginn des Jahres das Australian Open gewonnen hat. Insgesamt wäre es für ihn der vierte Grand-Slam-Titel, für Alcaraz wäre es gar der fünfte. Im Head-to-Head führt der Spanier 8:4. Er siegte auch im bisher letzten Duell - im Mai im Final in Rom in zwei Sätzen. Es war für Sinner das erste Turnier nach einer dreimonatigen Dopingsperre.