Nirgendwo ist die Musik lauter. Nirgendwo ist die Atmosphäre hitziger. Nirgendwo wird mit den Traditionen im Tennis öfter gebrochen als in Madrid. Das passt nicht allen. «Fehlen nur noch die Clowns für diesen Zirkus», sagt Roger Federer (33) nach seinem Aus und meint damit die Linienrichter.
Tatsächlich veranstalten die Spanier in Madrid einen Zirkus der Extraklasse. Die Manege? La Caja Mágica, zu Deutsch Zauberkiste. Die Artisten? Roger Federer, Rafael Nadal, Serena Williams oder Maria Scharapowa. Auch das Zirkusorchester darf nicht fehlen. Jeden Tag werden auf dem Center Court Konzerte veranstaltet.
Das Brechen mit Traditionen im weissen Sport, es hat System in Madrid. 2012 wurde auf einem extrem rutschigen blauen Sand gespielt. Seit Jahren reichen statt Buben und Mädchen schöne Models den Filzball-Artisten die Bälle. Das sieht dann und wann zwar unbeholfen aus, die Zuschauer aber haben ihre helle Freude daran.
Das hatten sie auch am Dienstag, als Real Madrid in der Champions League auswärts gegen Juventus mit 1:2 verlor. Denn auf den Grossleinwänden wurde während der Spielpausen nicht etwa Ballwechsel gezeigt, sondern Live-Bilder aus Turin. Und das in voller Lautstärke – zum Leidwesen der spanischen Top-Spielerin Carla Suarez-Navarro.
«Das ist mangelnder Respekt gegenüber uns Spielerinnen. Wenn ich zum Fussball gehe, wird auch nicht Tennis gezeigt», schimpft die 26-Jährige.
Die Abendvorstellung im Madrider Circus Maximus sollte jeweils kurz vor 22.00 Uhr beginnen. Wunschdenken. Andy Murray betritt in der Nacht auf Donnerstag erst um 01.03 Uhr den Platz. Den Matchball im praktisch leeren Stadion verwandelt er um 2.59 Uhr. Fluchen ist aber auch nach der Geisterstunde nicht erwünscht. Der Schotte kassiert eine Verwarnung. Sein Kommentar? «Es ist ein Uhr morgens! Das ist unglaublich.»
Der grosse Zirkus in Madrid geht noch bis Sonntag. Allerdings ohne die Schweizer Filzball-Artisten Roger Federer und Stan Wawrinka.