Souvlaki heissen in Griechenland Fleischspiesschen. Und natürlich wird sich Roger Federer heute (9 Uhr Schweizer Zeit) in der Rod-Laver-Arena nicht ohne Gegenwehr vom 20-jährigen Shootingstar aus Athen aufspiessen lassen. Die griechische Spezialität spielt dennoch eine Rolle im Achtelfinal der Australian Open.
Denn Stefanos Tsitsipas' Lieblingsrestaurant «Stalactitites» in Melbourne versprach, ein Souvlaki-Menu nach dem neuen Tennis-Herakles zu nennen, wenn er es über die dritte Runde hinaus schafft. Was, wenn er nun den Schweizer Tennis-Gott schlägt? Nennen sie dann das Restaurant um?
Melbourne gilt als drittgrösste Stadt der Griechen
Ein Baghdatis-Souvlaki gibt es dort schon. Erinnern Sie sich noch an den Triumphzug des wilden Zyprioten, der im Jahr 2006 erst im Final von Federer gestoppt werden konnte? Marcos Baghdatis – guter Freund und Mentor von Tsitsipas – brachte mit seiner griechischen Anhängerschaft das Stadion zum Erbeben. Nach Athen und Thessaloniki gilt Melbourne wegen der vielen Immigranten als drittgrösste Stadt Griechenlands. Die Tennis-Fans unter ihnen werden versuchen, Federer das Leben schwer zu machen.
Für die grösste Gefahr aber sorgt sein Gegner selbst. Wie die meisten Spieler der jungen Generation ist auch Tsitsipas ein grosser Fan des 20-fachen Grand-Slam-Sieger, dessen Poster in seinem Zimmer hingen. Aber durch die Bewunderung werde der Siegeswille nur noch grösser, sagt er.
Angesprochen auf Rogers Äusserung, die jungen Spieler seien wohl zu schüchtern, um ihn privat anzusprechen, sagt er: «Ich war schüchtern als Kind, heute nicht mehr. Ich führe die Gespräche auf dem Platz.»
Und wie! Im letzten Match rastete der temperamentvolle Südländer wegen eines Linien- und Schiedsrichter-Entscheids so aus, dass er sich später für die obszönen F-Wörter entschuldigte. «Ich hätte diese schlimmen Sachen nicht sagen dürfen. Das waren Ausrutscher, ich wollte diesen Sieg so sehr.»
Bester Grieche der Tennis-Geschichte
Tatsächlich gilt Tsitsipas als netter Geselle. Mit Tiefgang noch dazu – und das nicht nur, weil er an der Küste Kretas einst beinahe ertrank. Sein Vater und Coach Apostolos hatte ihn und seinen Freund damals aus den Fluten gerettet. Mit dem geschenkten Leben fühlt sich der langhaarige Surfertyp verpflichtet, die Welt etwas besser zu machen.
Als begeisterter Youtuber übermittelt er Reiseberichte und Lebensweisheiten. So heisst eines seiner Videos «Be a rebel», sei ein Rebell, wo er sich zwischen Apple-Erfinder Steve Jobs, Apartheid-Kämpfer Nelson Mandela und Guerillaführer Che Guevara schneidet.
Als bestklassierter Grieche aller Zeiten, hat Tsitsipas das Tennis in seiner Heimat bereits revolutioniert. Mit einem Sieg über Federer könnte er die Tenniswelt tatsächlich verändern.