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Roger Federers Achtelfinal gegen griechischen Revoluzzer
Verändert Tsitsipas heute die Tennis-Welt?

Stefanos Tsitsipas und seine Griechen-Fans wollen aus Roger Federer heute im Achtelfinal der Australian Open Souvlaki machen. Verfolgen Sie den Match ab 9 Uhr live im Ticker und Stream!
Publiziert: 19.01.2019 um 20:22 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2019 um 23:53 Uhr
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Für Roger Federer steht der Achtelfinal gegen Tsitsipas auf dem Programm.
Foto: Thomas Schreyer/freshfocus
Cécile Klotzbach
Cécile KlotzbachSport-Redaktorin

Souvlaki heissen in Griechenland Fleischspiesschen. Und natürlich wird sich Roger Federer heute (9 Uhr Schweizer Zeit) in der Rod-Laver-Arena nicht ohne Gegenwehr vom 20-jährigen Shootingstar aus Athen aufspiessen lassen. Die griechische Spezialität spielt dennoch eine Rolle im Achtelfinal der Australian Open.

Denn Stefanos Tsitsipas' Lieblingsrestaurant «Stalactitites» in Melbourne versprach, ein Souvlaki-Menu nach dem neuen Tennis-Herakles zu nennen, wenn er es über die dritte Runde hinaus schafft. Was, wenn er nun den Schweizer Tennis-Gott schlägt? Nennen sie dann das Restaurant um?

Melbourne gilt als drittgrösste Stadt der Griechen

Ein Baghdatis-Souvlaki gibt es dort schon. Erinnern Sie sich noch an den Triumphzug des wilden Zyprioten, der im Jahr 2006 erst im Final von Federer gestoppt werden konnte? Marcos Baghdatis – guter Freund und Mentor von Tsitsipas – brachte mit seiner griechischen Anhängerschaft das Stadion zum Erbeben. Nach Athen und Thessaloniki gilt Melbourne wegen der vielen Immigranten als drittgrösste Stadt Griechenlands. Die Tennis-Fans unter ihnen werden versuchen, Federer das Leben schwer zu machen.

Für die grösste Gefahr aber sorgt sein Gegner selbst. Wie die meisten Spieler der jungen Generation ist auch Tsitsipas ein grosser Fan des 20-fachen Grand-Slam-Sieger, dessen Poster in seinem Zimmer hingen. Aber durch die Bewunderung werde der Siegeswille nur noch grösser, sagt er.

Angesprochen auf Rogers Äusserung, die jungen Spieler seien wohl zu schüchtern, um ihn privat anzusprechen, sagt er: «Ich war schüchtern als Kind, heute nicht mehr. Ich führe die Gespräche auf dem Platz.» 

Und wie! Im letzten Match rastete der temperamentvolle Südländer wegen eines Linien- und Schiedsrichter-Entscheids so aus, dass er sich später für die obszönen F-Wörter entschuldigte. «Ich hätte diese schlimmen Sachen nicht sagen dürfen. Das waren Ausrutscher, ich wollte diesen Sieg so sehr.» 

Bester Grieche der Tennis-Geschichte

Tatsächlich gilt Tsitsipas als netter Geselle. Mit Tiefgang noch dazu – und das nicht nur, weil er an der Küste Kretas einst beinahe ertrank. Sein Vater und Coach Apostolos hatte ihn und seinen Freund damals aus den Fluten gerettet. Mit dem geschenkten Leben fühlt sich der langhaarige Surfertyp verpflichtet, die Welt etwas besser zu machen.

Als begeisterter Youtuber übermittelt er Reiseberichte und Lebensweisheiten. So heisst eines seiner Videos «Be a rebel», sei ein Rebell, wo er sich zwischen Apple-Erfinder Steve Jobs, Apartheid-Kämpfer Nelson Mandela und Guerillaführer Che Guevara schneidet.

Als bestklassierter Grieche aller Zeiten, hat Tsitsipas das Tennis in seiner Heimat bereits revolutioniert. Mit einem Sieg über Federer könnte er die Tenniswelt tatsächlich verändern.

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Tsitsipas eliminiert Roger
Federer fliegt nach Tiebreak-Drama raus!

Das wars! Der griechische Youngster Stefanos Tsitsipas (20) gewinnt das Generationen-Duell und haut sensationell Titelverteidiger Roger Federer (37) im Achtelfinal der Australian Open raus.
Publiziert: 20.01.2019 um 11:11 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2019 um 14:17 Uhr
So entzaubert Tsitsipas Federer in Melbourne
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Highlights des Achtelfinals:Tsitsipas entzaubert Federer in Melbourne
Cécile Klotzbach aus Melbourne

Federer vs. Tsitsipas – ein echtes Generationen-Duell. Hier der 37-jährige Schweizer, vierfacher Vater mit wachsenden Geheimratsecken, da der wilde 17 Jahre jüngere Grieche, Typ Surfboy mit langem, zerzaustem Haar. Es ist das Treffen des ältesten und des jüngsten Spielers im Achtelfinal-Tableau der Australian Open 2019. Und nicht nur optisch, sondern auch sportlich gesehen ein echter Leckerbissen.

Tsitsipas im Federer-Stil

So unterschiedlich die Voraussetzungen bei dieser vollbesetzten Night Session in der Rod Laver Arena auf beiden Seiten des Centre Courts sind: Tennis-technisch sehen die 15'000 begeisterten Fans ein Match zwischen dem Maestro des Sports und einem heranwachsenden Double des Meisters. Die Weltnummer 15 Tsitsipas beeindruckt im Federer-Stil: einhändige Rückhand, variables Spiel, viele Netzattacken, Stoppbälle und vor allem totale Unerschrockenheit. 

Wie schon beim Hopman Cup, dem einzigen vorangegangenen Vergleich der beiden, hangeln sich die beiden zwei Sätze lang in den Tiebreak. Schon in Perth hiess es nach zwei Sätzen 7:6, 7:6. Anders als hier in Melbourne war das Match damit zu Gunsten Federers beendet. Hier heisst es nach zwei Stunden Spielzeit 7:6, 6:7 – der 20-fache Grand-Slam-Sieger gewinnt die erste Kurzentscheidung mit 13:11 und verliert die zweite mit 3:7. 

Ausser einem zwischenzeitlichen Missgeschick des Griechen, der mitten in einem Game seine Schuhe wegen gerissener Bändel wechseln muss, haben bis jetzt beide Protagonisten dieses packenden Achtelfinals nicht viel falsch gemacht.

Federers verpasste Chancen

Der zweite Satz endet aus Schweizer Sicht dennoch in einem etwas undankbaren Resultat. Denn die Ausgeglichenheit täuscht über eine wichtige Tatsache hinweg: Im Gegensatz zu Federer, der ganze zehn Breakbälle nicht nutzen kann, kommt Tsitsipas nicht zu einer einzigen Gelegenheit, Federer den Service abzunehmen.

Im Best-of-5-Format folgt die Fortsetzung, ein Neustart im Match. Die ersten zwei Breakbälle für den griechischen Jungstar kommen bei 4:3-Führung im Dritten. Doch auch diese verpuffen im Nachthimmel über Melbourne. Nicht aber seine beiden bei 6:5: Tsitsipas gelingt das erste Break der Partie – ausgerechnet zum 7:5-Satzgewinn!

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Bitter! Für Roger Federer sind die Australian Open vorbei.
Foto: AP

Publikum auf Rogers Seite

Mit 1:2-Satzrückstand erwacht das Publikum, das seine Sympathien bis zu diesem Zeitpunkt ausgewogen auf den geliebten Altstar und den beeindruckenden Jüngling verteilt hat. Jeder im Stadion spürt, dass Federer Unterstützung nötig hat, der Lärmpegel wird entsprechend laut. Doch nicht einmal davon lässt sich der griechische Rebell in seinem erst zweiten Grand-Slam-Achtelfinal (nach Wimbledon 2018) beeindrucken. Auffällig vor allem: Der 1,93m-grosse Mann aus Athen serviert plötzlich wie aus einem Guss. 

Statt dem Tennis-Oldie ist es dann erstaunlicherweise Tsitsipas, der als erstes medizinische Hilfe braucht. Bei der 4:3-Pause lässt er sich die Oberschenkel massieren. Doch angeschlagen wirkt er nicht – wieder geht es ins Tiebreak. Der hochklassiger kaum gespielt werden kann. Und der 7:5 vom jungen Herausforderer gewonnen wird. Als würde er sagen «Ich?» deutet er mit beiden Zeigefingern auf sich. 

Die Menge verabschiedet währenddessen ihren grossen Helden. Achtelfinal-Out! Nach seinen zwei Traumläufen der letzten beiden Jahre ist Federers Aussie-Märchen jäh beendet. Kein Happy End am Happy Slam.

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