Um ganze 23 Zentimeter oder einen Kopf überragt John Isner Roger Federer. Neben dem Hünen von 2,08 Metern kommt sich selbst der Maestro (185 cm) klein vor. Am Sonntag kann Federer sich wieder einmal direkt neben Isner stellen und vergleichen.
Im 50. Masters-Turnier-Final der Karriere steht Roger der US-Amerikaner in Miami (19 Uhr Schweizer Zeit) gegenüber. Zwei Woche nach dem verlorenen Final in Indian Wells gegen Thiem versucht Federer (ATP 4) seinen 101. Turniersieg zu realisieren.
«Wie Penaltyschiessen im Fussball»
Mit dem 33-jährigen Isner (ATP 9), der auch Titelverteidiger in Miami ist, wartet eine regelrechte Aufschlagkanone. Bei ihm sind beispielsweise auch die zweiten Services oft über der Marke von 200 km/h! Auf dem Weg in den Miami-Final spielte Isner zehn Sätze. Neun gewann er im Tiebreak, einen mit 7:5.
Federer sagt, er freue sich auf das Duell: «Ich geniesse es, ihm zuzuschauen. Das ist wie Penaltyschiessen im Fussball. Entweder gibt es ein Ass oder nicht, für mich ist das aufzuregend. Ich werde im Final also der Goalie sein und versuchen, so viele Bälle wie möglich abzuwehren.»
Isner ist übrigens gemäss einem ATP-Service-Ranking mit sechs verschiedenen Faktoren zurzeit der beste Aufschläger der Tennis-Geschichte. Er weist einen Service-Rating-Faktor von 311,3 auf. Federer ist in jenem Ranking derzeit Neunter (290,9).
«Ich mag die schiere Kraft»
Lange, prickelnde Ballwechsel dürfen die Fans nicht erwarten, wenn Isner auf dem Court steht. Federer macht dies überhaupt nichts aus, im Gegenteil. Er sagt über Aufschlag-Giganten wie Isner: Ich mag, die schiere Kraft und Genauigkeit zu sehen, die grosse Jungs bei ihrem Service haben.»
Manchmal sei dies sogar attraktiver als episches Hin und Her. Federer: «Ich denke, es ist irgendwie witziger, als ein Spieler zu sein, der am Ende nach einem 25-Schlag-Ballwechsel irgendwie den Punkt gewinnt.»
Roger nimmt das Ganze als Herausforderung an, einem solchen Top-Aufschläger Auge in Auge zu sehen. «Ich finde es lustig, wenn er jedes Mal die Stelle im Feld trifft, aber der Typ schaut auf die andere Seite. Was kann ich dagegen tun? Nichts. Also habe ich einfach viel Geduld, diese Jungs aufschlagen zu sehen.»
Im Direktvergleich mit Isner führt Federer mit 5:1. Das letzte Duell im November 2015 in Paris ging allerdings an den US-Boy, der seine zwei Sätze – wen wunderts – im Tiebreak gewann. (rib)