Obwohl er als Profi schon 1319 Spiele in den Knochen hat, betritt Roger Federer (34) in Wimbledon ungewohntes Territorium. Heute trifft er mit Steve Johnson (26, ATP 29) im vierten Spiel bereits zum vierten Mal auf einen Gegner, den er nicht kennt.
Dem Amerikaner geht es nicht anders. Er steht erstmals überhaupt in der zweiten Woche eines Grand-Slam-Turniers. Doch Federer dürfte gewarnt sein. Johnson hat in der Woche vor Wimbledon das Rasen-Turnier in Nottingham gewonnen, sein erstes überhaupt.
Und Johnson hat ein Ass im Ärmel. Mit Doppel-Partner Sam Querrey, dem Djokovic-Bezwinger, teilt er sich Trainer Craig Boynton. «Er hat mir dauernd gesagt, ich solle einfach spielen. Den Ball hochwerfen, hart aufschlagen und nicht nachdenken. Und vergiss nicht, immer zu lächeln und Spass zu haben. Das hatte ich dauernd im Ohr und im Kopf», verrät Querrey nach seinem Sensations-Sieg. Johnsons Rezept gegen Federer dürfte ähnlich aussehen.
Vater gibt ihm neuen Mut
Im in den USA äusserst populären College-Tennis ist Steve Johnson eine Legende und hält mehrere beeindruckende Rekorde. Einmal gewann er für sein Team der University of South California 72 Einzel in Folge. Richtig hartes Brot hat er zu kauen, als er erst mit 22 Profi wird. «Im College habe ich immer gewonnen. Plötzlich jede Woche zu verlieren, ist beschissen.» Er tut sich mit dem Leben als Tennis-Nomade schwer, vermisst seine Familie und Freunde und Freundin, die Volleyballerin Kendall
Bateman.
Vor zwei Jahren will er aufgeben. Eines Nachts ruft er seinen Vater Steve in Tränen aufgelöst an: «Ich bin einfach nicht gut genug.» Doch der Tennis-Lehrer ermutigt seinen Sohn, nicht aufzugeben. «Häng dich rein, du schaffst das», sagt er.
«Roger war mein Idol»
Johnson tut es und klettert in der Weltrangliste nach oben – Schritt für Schritt. Die Belohnung ist das Duell mit Roger Federer. Eines, in dem er nichts zu verlieren hat. Und genau das ist für ihn gefährlich. Jetzt, nachdem Djokovic ausgeschieden ist, scheint der Weg in den Final frei für den Schweizer.
Johnson wird ihm nichts schenken. «Ich gehe dort ohne Angst raus mit dem Gedanken, dass ich gewinnen werde. Ich werde versuchen, mein bestes Tennis zu spielen und hoffe, dass mein Plan aufgeht. Für mich wird das eine aufregende Erfahrung, denn während meiner College-Zeit war Roger eines meiner Idole.»
Doch obwohl Federer erstmals auf Johnson trifft, hat er mit Bewunderern als Gegner bereits gute Erfahrungen gemacht. Tennis-Lehrer Marcus Willis trug am Mittwoch gegen ihn sogar ein Federer-Shirt.
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