Es ist noch weit bis Wimbledon! In seinem Wohnzimmer im westfälischen Halle (De) tut sich Roger Federer ungewohnt schwer. Mit dem Ziel, «sein» Turnier zum zehnten Mal zu gewinnen, ist der Schweizer angereist. Die Fans feiern ihren Hausherrn zwar, stärken ihm den Rücken so gut wie es geht. Aber es sind die Gegner auf dem Court, die Roger mehr plagen, als ihm lieb ist.
Schon am Donnerstag beim Achtelfinal-Krimi gegen Jo-Wilfried Tsonga muss der Maestro über drei Sätze. Er gewinnt zwar, aber es hätte auch umgekehrt laufen können. Um so mehr ist Federer am Freitag drauf aus, im Viertelfinal eine Abkürzung zu nehmen und Kraft zu sparen. Mit dem Spanier Roberto Bautista Agut (ATP 20) steht unserer Weltnummer 3 schliesslich ein Spieler gegenüber, der in seiner Karriere erst einmal ein Rasen-Turnier gewonnen hat – und das vor 5 Jahren in s’Hertogenbosch (Ho).
Federer-Waffe im 2. Satz wirkungslos
Mit einem Break im ersten Game scheint Rogers Plan auch aufzugehen. Ein weiteres Break zum Schluss des ersten Durchgangs – 6:3, nach 29 Minuten scheint der Schnellzug zu rollen.
Doch dann? Wie schon gegen Tsonga wird der zweite Satz zur Qual. Federers Aufschlag ist auch gegen Bautista Agut an diesem Tag keine Waffe – zu unpräzise, analysiert SRF-TV-Experte Heinz Günthardt. Der 31-jährige Spanier breakt den sechs Jahre älteren Schweizer früh und gibt den Vorsprung nicht mehr ab (4:6). Zeitweise sieht Federer alt aus.
Roger muss also zum zweiten Mal nachsitzen. Dass ihm das stinkt, ist ihm anzusehen. Davon, dass Bautista Agut gegen Federer in acht Karriere-Duellen noch kein einziges Mal gewinnen konnte, ist in Halle nichts zu spüren.
Doch es spricht für den Altmeister – er hasst das Verlieren, bäumt sich gegen das frühe Turnier-Out auf und schafft es mit 6:4 doch noch in den Halbfinal. Dort wartet am Samstag mit Pierre-Hugues Herbert überraschend nicht Titelverteidiger Borna Coric auf den Schweizer. Der Kroate muss gestern gegen den Franzosen nach dem ersten Satz aufgeben.