Die Grössten werden immer grösser

Im Vergleich zu Roger Federer war der 1,72 Meter grosse Altmeister Rod Laver ein Zwerg. Doch allmählich wächst der Schweizer Nummer 1 eine neue Generation von Riesen über den Kopf.
Publiziert: 21.11.2009 um 20:27 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2018 um 19:18 Uhr
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Von Marcel Hauck
Drohen dem Tennis bald Verhältnisse wie im Basketball? Ein Viertel der besten 100 Tennisspieler und drei aus den Top Ten (Murray, Del Potro, Söderling) sind über 1,90 Meter gross. In den 40 Jahren seit der Zulassung von Profis bei grossen Turnieren sind diese regelrecht in die Höhe geschossen.Rod Laver – der 1969 als bislang einziger Profispieler alle vier Grand-Slam-Turniere in einem Kalenderjahr gewinnt – ist 1,72 Meter gross. Er ist damit hinter Landsmann Ken Rosewall der kleinste Sieger eines Majors in der Profi-Ära. Diese Zeiten sind längst vorbei. An den US Open ringt Juan Martin Del Potro Roger Federer in einem dramatischen Fünfsätzer nieder, triumphiert und wird mit 1,98 Metern der bisher grösste Grand-Slam-Champion.Der offensichtlichste Vorteil der Riesen liegt beim Service. «Es ist nicht mal nur das Tempo der Aufschläge», erklärt Roger Federer. «Sie können auch ganz andere Winkel spielen, die für uns Kleinere unmöglich sind.» Kleiner heisst im Fall von Federer 1,85 Meter. Damit hat er nicht nur beim Service, sondern auch in der Reichweite an der Grundlinie einen deutlichen Nachteil.Grösse kann auch ein Nachteil seinRod Laver (heute 71) hätte wohl keine Chance mehr, das Tennis zu dominieren. Ebenso wenig wie Jimmy Connors, Björn Borg oder John McEnroe, die alle nicht grösser als 1,80 Meter sind. Die Prototypen der Zukunft heissen Novak Djokovic (1,90 m), Andy Murray (1,91 m) oder eben Del Potro.Sie sind die perfekten Allrounder – auch dank ihrer Körpergrösse. Ein guter Aufschlag bringt ihnen «billige» Punkte, dank guter Beinarbeit sind sie aber auch in der Defensive top.Für die Limiten nach oben sorgt die Beweglichkeit. Deshalb ist eine Nummer 1, die über zwei Meter lang ist, derzeit nicht in Sicht. Zu gross ist der Nachteil bei der Beinarbeit und tiefen Bällen, für die ein Spieler in die Knie gehen muss. Beispiele sind Ivo Karlovic (2,08m, ATP 37) und John Isner (2,06m, ATP 34), die zwar sämtliche Ass-Statistiken pulverisieren, aber doch im gehobenen Mittelfeld des Rankings steckenbleiben.Tennis ist eben nicht Basketball. Während dort «kleinere» Spieler als Point Guards ihre Position finden und die 2,20-m-Riesen als Center agieren können, muss ein Tennisspieler sämtliche Qualitäten in sich vereinen. In den letzten 20 Jahren war das Idealmass genau 1,85 Meter (Sampras, Federer, Nadal). In den nächsten 20 Jahren werden die Grossen nochmals ein Stück grösser sein.
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