Hier in Melbourne feierte Stan Wawrinka 2014 den ersten von drei Major-Titeln. Die elektrische Atmosphäre von damals wird er nie vergessen, die überwältigenden Gefühle auch nicht. Und die tennisbegeisterten Aussies werden ihn nie vergessen. Der Romand stand noch zwei weitere Male in den Halbfinals, verlor dort 2015 gegen Djokovic, 2017 gegen Federer. Melbourne ist sein heisses Pflaster – und er wird hier heiss begehrt.
«Stan the Man» bietet Spektakel und Emotionen. So still und scheu er neben dem Platz ist – lässt er sein Racket sprechen, geht er mitten ins Herz. Nur erleben dies die Menschen am anderen Ende der Welt öfter als die in seiner Heimat. Seit dem «Fedrinka»-Olympia-Märchen und dem Davis-Cup-Triumph in Lille kühlte der Hype um den zweiten Schweizer Tennis-Star, der lange verletzt ausfiel, wieder ziemlich ab. Das hat er nicht verdient – ohne Federer würden wir ihn als unseren Besten aller Zeiten lobpreisen.
Der Mann mit Wohnsitz in Monaco hat sich das aber auch selbst zuzuschreiben. Mit Auftritten wie letzten Herbst in Basel, wo er den Schweizer Medien frontal ins Gesicht schleuderte, er spreche nicht mehr gerne mit ihnen. Stattdessen vermarktet er sich fleissig mit Selfies im Netz, oder lässt sich für Show-Kämpfe vom Menschenrechts-widrigen Regime in Saudi Arabien einkaufen.
Vielleicht ist ihm sein Image in der Heimat ja mittlerweile egal. Aber wenn nicht, dann kann «Grand Slam Stan» es Down Under wieder schön aufpolieren.