Immer wieder tragen sich in den Interview-Räumen, wo die Tennisstars nach jedem Match Frage und Antwort stehen müssen, kuriose Szenen zu. Die Laune der Spieler passt sich in der Regel ihrem Resultat an. Die Journalisten machen sich nicht immer beliebt mit ihrer Neugierde und ihnen geht in Einzelfällen schon ein zweifelhafter Ruf voraus.
So dem der Italiener Ubaldo Scanagatta, der durch lästige Fragen für seine Webseite Ubitennis immer wieder aller Aufmerksamkeit auf sich zieht. Gestern bei den ATP Finals in London brachte er Rafael Nadal auf die Palme. Obwohl er sonst meist freundlich ist, platzte dem Spanier der Krage. Zuvor hatte er erklärt, dass seine Zweisatz-Niederlage beim Startspiel gegen Alexander Zverev nichts mit der Bauchmuskelzerrung zu tun hatte, die ihn an der Vorbereitung gehindert hatte. Das sei «die einzige positive Erkenntnis nach diesem Match».
Hier die Frage des Anstosses: «Könnte es sein, dass Ihre Konzentration aufs Tennisleben wegen Ihrer Hochzeit etwas anders als sonst war? Nadal glaubte, sich verhört zu haben: «Ehrlich, fragen Sie mich sowas wirklich? Ist das eine ernsthafte Frage oder ein Witz? Ihr Ernst?» Es sei ernsthaft gemeint, antwortet der Italiener. Nadal: «Okay. Eine solche Frage ist eine grosse Überraschung für mich – nach fünfzehn Jahren mit dem gleichen Mädchen in einem sehr stabilen und normalen Leben. Da spielt es doch keine Rolle, ob du einen Ring am Finger hast! Wieviele Jahre waren Sie denn mit Ihrer Frau zusammen?» 30 Jahre, sagt Scanagatta, davor fünf Jahre unverheiratet. Nadal: «Ah, vielleicht waren Sie da noch nicht sicher!»
Froh, den englischen Teil der Medienkonferenz hinter sich zu haben, lächelt der 33-jährige Mallorquiner und schüttelt ungläubig den Kopf. «Okay, gehen wir zum spanischen Teil über, denn das hier ist Bullshit.»
Schon einmal hatte er sich dieses Jahr über den gleichen Journalisten gewundert. Als dieser während Nadal bei den Australian Open sprach in der erste Reihe des Interviewsaals eingenickt war.