Das Geheimnis der linken Spanier

Spaniens aktuell beste Tennisspieler sind alle Linkshänder. Sie haben damit einen entscheidenden Vorteil.
Publiziert: 01.04.2009 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 21:16 Uhr
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Von Marcel Hauck aus Miami

Rafael Nadal (22, ATP 1), Fer-nando Verdasco (25, ATP 9) und Feliciano Lopez (27, ATP 34) – die drei besten Linkshänder der Welt kommen aus Spanien. Haben die Iberer ein Geheimmittel zum Erfolg entdeckt?

Am interessantesten ist sicher der Fall Nadal. Der Mallorquiner ist Rechtshänder und spielt auch bis im Alter von zehn Jahren Tennis mit rechts, Vor- und Rückhand beidhändig. Das gefällt Onkel und Coach Toni Nadal nicht. «Probiers doch lieber mit einer Hand», rät der dem kleinen «Rafa». Und da dieser mit links Fussball spielt, wird er auch auf dem Tennisplatz zum «Zurdo», zum Linkshänder.

Experten sind sich einig, dass ein Linkshänder entscheidende Vorteile hat. Im Wesentlichen sind dies drei.

1. Nur rund 10 bis 12 Prozent der Bevölkerung sind Linkshänder, also haben die meisten wenig Erfahrung mit Spielen gegen «Lefties».

2. Unter Druck versuchen die meisten Spieler, dem Gegner auf die Rückhand, die meist schwächere Seite, zu spielen. Gegen einen Linkshänder gehen solche Bälle aber auf die Vorhand.

3. Eine Mehrzahl der wichtigen Punkte werden auf der Vorteil-Seite (zum Beispiel Breakbälle bei 30:40) gespielt. Und hier ist der Linkshänder-Aufschlag nach aussen am gefährlichsten.

Doch der Lefty-Vorteil ist kleiner geworden. In den 70er- und 80er-Jahren dominierten Rod Laver, Guillermo Vilas, Jimmy Connors und John McEnroe den Tenniszirkus – alles Linkshänder. Derzeit liegen noch vier Männer (neben den Spaniern noch der Österreicher Jürgen Melzer) unter den Top-50.

Das ist weniger, als es statistisch sein müssten. Bei den Frauen ist es noch krasser. Die Schweizerin Patty Schnyder (30, WTA 18) und die Österreicherin Sybille Bammer (28, WTA 24) sind in der erweiterten Weltspitze einsame Mohikanerinnen.

Mary Carillo, ehemalige Profispielerin und nun Kommentatorin für den TV-Sender ESPN, glaubt zu wissen, warum: «Die Spieler sind viel kompletter geworden, können mit der Rückhand ähnlich druckvoll spielen wie mit der Vorhand.» Deshalb seien sie nicht mehr so verwundbar, wenn Linkshänder mit ihrer Vorhand auf die Rückhand angreifen könnten.

Kein Thema bei Swiss Tennis

Bei Swiss Tennis arbeitet man denn auch nicht daran, Talente zum Linksspielen zu animieren. «Das würde nicht funktionieren», sagt Nationaltrainer Gerald Mild. «Dafür wären nicht viele geeignet.»

Nicht einmal in Spanien. Die talentierten Junioren in den U18- und U16-Ranglisten halten den Schläger wieder mehrheitlich in der rechten Hand. Und auch wenn Tennislegende Mats Wilander sagt, Linkshänder zu sein sei «ein riesiger Vorteil», sagt die Statistik derzeit etwas anderes. Sie wird einfach vom Giganten Rafael Nadal überstrahlt.

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