Mit noch nicht einmal 19 Jahren schafft es Belinda Bencic im Februar 2016 dank der Final-Qualifikation in St. Petersburg erstmals in die Top 10. Das Schönste daran? «Man ist überall gesetzt, bekommt bessere Trainingsplätze, kann in bessere Garderoben, erhält schönere Hotelzimmer und Geschenke», schwärmt der Teenager damals. Doch der Erfolg hat seinen Preis.
Vier Jahre später schüttet Bencic ihr Herz aus. «Nach dem Einzug in die Top Ten war es schon früh ein gewaltiger Kampf, um mit dem Druck fertig zu werden», schreibt die heute 23-Jährige im Tennis-Blog «Behind the Racquet». «Als ich es erstmals in die Weltspitze schaffte, fühlte ich mich einfach zu jung für all das.»
«Froh, ist es passiert»
Sie hätte sich auf das Medieninteresse nicht vorbereiten können. «Ich war nie eine Person, die abseits des Platzes im Rampenlicht stehen wollte. Ich bin nicht von Natur aus offen.»
Bencic wird noch im selben Jahr von Verletzungen zurückgeworfen. Heute sagt sie: «Ich bin überzeugt, dass ich in ein paar Jahren völlig erschöpft gewesen wäre, wenn ich mich damals nicht verletzt hätte. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich mich ausgebrannt gefühlt hätte. Deshalb bin ich froh, ist es passiert.»
Im März 2016 zieht sich Bencic in Miami ihre erste Verletzung zu. Eine Zerrung im unteren Rückenbereich. «Es kam ein schweres Problem mit meinem Handgelenk hinzu. Ich versuchte neun Monate lang, eine Operation zu vermeiden und spielte weiter.» Erst im April 2017 zieht Bencic die Notbremse.
«Niemand verurteilte mich»
«Ich war etwa sechs Monate lang weg von der Tour und fiel auf Platz 350 zurück. Tennis ist super schwierig. Man bleibt nie da, wo man ist. Entweder geht es nach oben oder nach unten. Bei den Junioren spielt man einfach. Alles ist aufregend und neu. Man hat nichts zu verlieren und überlegt sich nicht viel dabei.»
Es sei eine Erleichterung gewesen, nach ihrer Operation neu beginnen zu können. «Ich spielte wieder vor wenigen Leuten und niemand verurteilte mich. Ich hätte Wild Cards oder ein geschütztes Ranking haben können, aber ich wollte mein Selbstvertrauen und meine Liebe wieder aufbauen. Ich begann mich zu erinnern, wie es war, jeden Sieg und jede Minute auf dem Platz zu schätzen. Und an die harte Arbeit zu denken, um gegen Spieler antreten zu können, die ich früher im Fernsehen sah.»
«Mein Vater wollte immer das Beste für mich»
Bencic spricht im Blog auch über ihren Vater und Trainer Ivan. «Die Medien denken immer, mein Vater hätte mich in das Ganze gedrängt. Aber ich war es, die ihm sagte, dass ich spielen möchte», stellt die 23-Jährige klar. «Die Leute sehen eine Vater-Tochter-Beziehung im Sport und verdrehen sie. Er wollte immer das Beste für mich.» Der Antrieb zum Tennis sei stets von ihr gekommen. «Ich fühlte mich schuldig, als ich nach der Arbeit, die wir geleistet haben, nicht mein Bestes auf dem Platz bringen konnte.»
Nun sei sie in einem besseren Zustand und glücklich, habe sie diese Erfahrung in jungen Jahren machen können. «Ich erkenne, dass es etwas gibt, mit dem jeder zu kämpfen hat», schreibt Bencic.