TV-Experte Heinz Günthardt war fassungslos: «Wie kann einer 21 Winner in einem Satz schlagen und 2:6 verlieren? Das geht gar nicht!»
Doch, das geht. Wenn Stan Wawrinka wieder mal zwischen Genie und Wahnsinn pendelt. Der Romand ist fähig, Novak Djokovic an den Kragen zu gehen und kurz darauf eine seltsam uninspirierte Auftaktpartie an den ATP-Finals gegen Rafael Nadal zu spielen. Er ballert die Bälle wahllos mal ins Feld, oft ins Aus, zertrümmert ein Racket, wirkt hektisch zwischen den Ballwechseln, flucht lautstark.
Welche Laus ist ihm nur über die Leber gelaufen? «Ich habe keine Erklärung», sagt Wawrinka nach dem 3:6, 2:6 gegen Nadal – und zeigt sich dabei ähnlich lustlos wie zuvor auf dem Platz. «Alles lief falsch. Ein schlechter Tag im Büro.» Dass er gegen Ende der Partie eine mangelhafte Einstellung an den Tag legte, tut Wawrinka immerhin leid: «Zwei, drei Dinge laufen nicht, und schon bricht alles zusammen. Das war nicht gerade grossartig und kommt am letzten Turnier im Jahr nur selten vor. Da will ich ja so lange wie möglich dabeibleiben.»
Dank des Turnierformats mit den Gruppenspielen hat Wawrinka trotz Fehlstart noch die Chance auf einen längeren Aufenthalt in London. Heute will er gegen den Spanier David Ferrer wieder einiges gutmachen. Bis am Freitag sollte die Top-Form da sein – dann wartet Andy Murray.