Als Ramon Zenhäusern unter tosendem Applaus ins Ziel fährt, die bisherige Bestzeit des Kroaten Elias Kolega pulverisiert und um eine Sekunde unterbietet, da scheint klar: Der erste Schweizer Podestplatz am Chuenisbärgli seit elf Jahren wird Tatsache.
«Das habe ich mir auch gedacht», sagt Zenhäusern später. Aber es hat nicht gereicht. Mit seinem fünften Platz etabliert sich der Walliser aber weiter in der Weltspitze. Er galt lange Zeit als begnadeter Schleicher im flachen Gelände. «Jetzt bin ich soweit, dass ich überall schnell fahren kann», sagt Zenhäusern.
Und während er spricht, baumelt die grosse Kuhglocke an seiner Schulter, die in Adelboden an die fünf Bestklassierten vergeben wird. «So eine Glocke hat ja hier den Wert wie eine Olympiamedaille», sagt Zenhäusern. Ehringer Kampfkühe besitzt er keine. «Darum werde ich diese Glocke in meinem Zimmer aufhängen.»
Ein Plan, dem sein Vater Peter, der als Reporter für das Oberwalliser Lokalradio im Zielraum jeden Schwung des Sohnes mithüpft, nicht ohne weiteres zustimmen mag. «Die Glocke würde sich auch in meinem Weinkeller gut machen. Wir werden wohl das Los entscheiden lassen», sagt er.
Grosstaten in Wengen
Zenhäusern will nun im Berner Oberland weitere Grosstaten folgen lassen. Am Lauberhorn hat er mit dem vierten Platz im Vorjahr seine Karriere so richtig lanciert. «Das Gelände in Wengen ist fast noch interessanter als hier. Der Slalomhang ist eine Reise in die Vergangenheit. Zwischen Bauernhöfen und Miststöcken hindurch.»
Ganz an der Spitze des Rennens war es auch im Slalom wie immer am Chuenisbärgli: Marcel Hirscher gewinnt und feiert in Adelboden das Double. Hinter ihm zeigt der 20-jährige Franzose Clément Noel, dass er ein kommender Superstar werden kann. «Noel hat das das Zeug zum Olympiasieger», so der phänomenale Hirscher.
Eine Prognose, die er am Tag zuvor im Riesenslalom dem Schweizer Marco Odermatt gestellt hat.