Corinne Suter macht keinen Hehl daraus. «Wirklich fit fühle ich mich nicht», sagt sie. Die 24-Jährige spricht leise, will sich nicht verausgaben. Der Swiss-Ski-Medienbetreuer bittet: «Wenn möglich nicht allzu viele Fragen stellen.» Es ist offensichtlich: Suter ist geschwächt.
Doch was genau ist ihr widerfahren? Rückblick: Nach Suters grossen WM-Erfolgen (Silber- und Bronze) brach ein riesiger Hype los. Zuerst in Are (Sd), vor allem aber auch zuhause. «Es war sehr, sehr viel los. Ich bin überrumpelt worden», gibt Schwyzerin offen zu. Sie habe seither eigentlich gar keine Pause gehabt. Ein grosser Empfang da, dutzende Interviews dort. Dazu unzählige Menschen, die sie sprechen wollten. So kam es immer wieder vor, dass an der Türe ihres Hauses – Suter wohnt bei ihren Eltern – geklingelt wurde. Einige wollten nur gratulieren, andere brachten gleich noch einen Kuchen mit. «Mega schön! Alle meinten es sehr gut. Aber ich musste mich irgendwann abgrenzen.»
«Ich muss lernen, mit solchen Situationen umzugehen»
Genau das tat Suter zu Beginn nicht. Wollte sie auch nicht. «Man muss auch geniessen können.» Aber irgendwann merkte sie: «Der Rummel machte mich krank, mein Körper hat Stopp gesagt.» Erst als die Pferde-Närrin ihre heftige Erkältung bemerkte, schonte sie sich. «Es war ein Zeichen. Genug ist genug.» Suter machte drei Tage gar nichts mehr. Sie verzichtete auf Interviews und vertröstete auch ihre Freunde. Gar nicht so einfach für eine Frau, der es sichtlich schwer fällt, Nein zu sagen. «Es ist eine neue Erfahrung. Ich muss lernen, mit solchen Situationen umzugehen. Das hilft mir für die Zukunft.»
Letztlich glich die Anreise nach Crans-Montana beinahe einer Erlösung. «Ich war froh, alles hinter mir zu lassen.» Alles? Nein. Ihre Familie und mehrere Freunde sind auch ins Wallis gereist. «Eine doppelte Motivation», so Suter. In den Abfahrtstrainings lief es mit den Rängen 3 und 5 erstaunlich gut. «Ich fahre befreiter Ski als früher.» Da sei sie sich selber im Weg gestanden. «Mit den Erfolgen an der WM fiel aber Druck von meinen Schultern. Jetzt bin ich schon morgens in der früh nicht mehr so angespannt», sagt Suter. Längst ist ihren Konkurrentinnen bewusst: Mit Suter ist zu rechnen.