In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» eröffnet Lara Gut-Behrami (28) eine Sexismus-Debatte. «Als Frau muss man sich andauernd rechtfertigen. Alle Trainer sind Männer. Als Frau zu sagen: ‹So ist es!› Das war nicht leicht», sagt Lara und fährt fort, «und ich muss noch eines sagen: Wir sind Frauen! Wird über uns geredet, heisst es: ‹Ja, ja, die Mädchen.› Ich glaube, bei den Männern käme es nicht gut an, würde sie jemand Buben nennen.»
«Sie formuliert klar, was sie will»
SonntagsBlick konfrontiert den neuen Alpin-Direktor Walter Reusser mit diesen Aussagen. Sie beziehen sich ja auch auf sein Trainerteam bei Swiss-Ski. «Ich habe nicht das Gefühl, dass sich Lara bei uns stets rechtfertigen muss. Sie formuliert klar, was sie will.» Genau das schätzt Reusser. Gleichzeitig sagt er: «Es ist dann eine Frage, wie es beim Gegenüber ankommt.»
Reusser widerspricht der Aussage, dass die Coaches die Fahrerinnen wie früher als «Mädchen» bezeichnen würden. Und wenn, dann sei das vielleicht unglücklich, aber nicht abschätzig gemeint. «Die meisten Athletinnen brauchen keinen Schutz mehr, sie können selbst hinstehen und sagen: ‹Mir passt das nicht.› Ich finde das gut. Heute wollen die Frauen die Welt erobern.»
Zeit des reinen Gehorsams ist vorbei
Gleichzeitig sollen seine Coaches mit der Zeit gehen, fordert Reusser. «Wenn du seit 20 Jahren Trainer bist, musst du dich anpassen. Es gibt Trainer, die das zulassen. Und andere, die das nicht verstehen. Doch das müssen wir von ihnen verlangen.»
Für Reusser ist klar: Die Zeit des reinen Gehorsams ist vorbei. «Früher sagte man: ‹So musst du da hinfahren. Höre auf mich.› Das reicht heute nicht mehr.»