Es sind emotionale Szenen, die sich vor eineinhalb Wochen nach dem Super-G im Zielgelände von Cortina d'Ampezzo (It) abspielen. Lindsey Vonn gibt nach ihrem Ausscheiden unter Tränen ein Interview, erklärt gegenüber dem ORF: Eigentlich wollte ich nicht aufhören. 
Aber ich kann nicht mehr, die Schmerzen sind zu gross. Ich weiss nicht, was ich noch 
machen soll.»

Vonn wirkt aufgelöst, verzweifelt. Kurz darauf richtet sie den Medien aus: «Ich werde euch wissen lassen, wie es weitergeht.» Ein sofortiger Rücktritt? Zu diesem Zeitpunkt gemäss der 34-jährigen Amerikanerin nicht auszuschliessen.

Jetzt, einige Tage später, sieht die Situation wieder anders aus. Vonn hat neue Hoffnung geschöpft. In einem Gespräch auf «ServusTV» erklärt sie: «Ich bin bereit (aufzuhören, d. Red.). Aber ich hoffe, dass es noch nicht in diesem Moment ist und ich noch weiterfahren kann.»

Sie habe bei jenem ORF-Interview in Cortina «nicht gewusst, was das Problem war. Ich hatte einfach nur Schmerzen, die immer stärker und stärker wurden. Das war sehr emotional für mich».

Stenmark-Rekord bleibt ihr grosses Ziel

Nach einer Woche, die Vonn ganz der Therapie ihrer Beinverletzung gewidmet hat, hat die 82-fache Weltcupsiegerin neue Anhaltspunkte. Hintergrund: Vor dem Cortina-Rennwochenende erlitt sie im Abfahrts-Abschlusstraining eine Verletzung des Wadenbeinnervs – offenbar auch, weil sie nach einem Sturz im November keine Pause eingelegt hat. Dies wirkte sich dann auf ihre (von Schmerzen geprägte) Performance im Super-G aus.

Aber nun scheinen Vonn und ihr riesiger Ehrgeiz zurück zu sein. Sie macht zumindest wieder Ansagen: «Wir Abfahrer sind Kämpfer. (…) Ich fahre immer am Limit, immer Vollgas.» Das Knacken des Rekords an Weltcupsiegen von Ingemar Stenmark (86) sei natürlich nach wie vor ihre Absicht.

Vonn: «Ich habe meine Ziele immer erreicht. Wenn ich das letzte nicht erreiche, wird es mir im Herzen wehtun. Ich weiss nicht, was ich mache, wenn ich es nicht erreiche. Sollten es aber am Ende doch nur 82 Siege bleiben, bin ich auch sehr happy.»

Nur mitfahren, ohne ein Wörtchen um Platz eins mitzureden, komme aber nicht infrage: «Ich werde sofort aufhören, wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr gewinnen kann.»

Und wie gehts jetzt konkret weiter? Schon heute Dienstag soll wieder Schnee-Training auf dem Programm stehen. (mpe)