Als Lindsey Vonn (34) Sonntagnacht im «Country Club» von Are ihren feuchtfröhlichen Abschied vom Skirennsport feiert, liegt Mikaela Shiffrin (23) irgendwo in Norwegen längst im Bett. Davon kann man zumindest ausgehen. Kein Wunder: Shiffrin hat im Riesenslalom (Donnerstag) und Slalom (Samstag) noch zwei WM-Goldmedaillen im Visier. Doch auch wenn dem nicht so wäre: Das Bild, wie Vonn und Shiffrin gemeinsam Party machen, hätte wohl den Wert eines Sammlerstücks.
Die Beiden haben sich seit jeher, abgesehen von den üblichen Gratulationen und dem Bauchpinseln bei Siegen, wenig zu sagen. Ist es wegen des Altersunterschieds? Oder sind sie charakterlich einfach zu verschieden? Oder ärgert es Vonn, dass Shiffrin ihren Rekord von 82 Siegen einst schlagen könnte? Immerhin hat Shiffrin bereits 56 Erfolge auf dem Konto und eilt in Riesenschritten heran.
«Jeder hat Gold im Visier»
Sicher ist: Trotz der steigenden Temperaturen in Are (von minus 23 auf minus 1) ist der Wohlfühlfaktor zwischen den beiden US-Stars in den letzten Tagen nicht gestiegen. Alles begann mit Vonns Unverständnis dafür, dass Shiffrin sowohl auf die Kombi als auch auf die Abfahrt verzichtete. «Sie hätte in jeder Disziplin Gold gewinnen können», so Vonn. Daraufhin erklärte Shiffrin, sich geschmeichelt zu fühlen. Aber sie meinte auch: «Jeder hat Gold im Visier. Wenn also jemand denkt, ich könnte herkommen und mit vier oder fünf Medaillen davon tanzen, wäre das eine wilde Fehleinschätzung und wirklich respektlos.»
Shiffrin betont, nicht gierig sein zu wollen. Und sie möchte auf ihren Energiehaushalt achten. Sie wolle «nicht ausbrennen oder mich verletzen, weil ich über meine Kapazität hinausgegangen bin.» Ein Satz, der auch als Seitenhieb an Vonn verstanden werden kann.
Es sei ihr bewusst, dass viele ihren Weg nicht verstehen würden. «Aber das ist komplett in Ordnung für mich, denn ich bin ich und niemand anderer.»