Mit dem Schicksal hadern? Nein, das tun die wenigsten Skirennfahrer. Kein Wunder: Sie konnten immerhin den Grossteil ihrer Saison normal absolvieren, ehe sie die Ausbreitung des Corona-Virus Ende März zur Untätigkeit zwang. Gestrichen wurden nicht nur die letzten Weltcuprennen, sondern auch die nationalen Meisterschaften. Und die üblichen Ski-Tests im Frühling fielen ins Wasser. «Es geht allen gleich», sagte Michelle Gisin (26) zuletzt. Wobei sie nicht ganz recht hatte. Denn: Ester Ledecka (25) trainiert noch immer auf Schnee!
Die eigenwillige Tschechin, die bei Olympia 2018 mit Gold im Snowboard (Parallel-Riesenslalom) und im Ski (Super-G) Geschichte schrieb, ist mit ihrem Team gemäss lokalen Medienberichten im Skigebiet Cervenohorske sedlo in Nordmähren fleissig zwischen den Slalom-Toren unterwegs. «Wir halten uns alle an alle Anti-Coronavirus-Richtlinien und ich muss sagen, dass es ein sehr gutes Training war», meint ihr Trainer Thomas Bank.
Ab 6 Uhr auf der Piste
Dazu muss man wissen: Ledecka gilt als extrem ehrgeizig, jährlich will sie bis zum letztmöglichen Tag auf den Pisten sein. Langeweile kennt sie dabei nicht, Müdigkeit ist für sie meist ein Fremdwort. Zu BLICK sagte sie nach ihrem Olympia-Doppelgold: «Ich kriege weder vom Snowboarden noch vom Skifahren genug.» Für ihr aktuelles Training steht Ledecka um 4.30 Uhr auf. Ab 6.00 Uhr wird auf einem 700 Meter langen Schneefeld gefahren. Mittels Ski-Töff wird die Power-Frau aus Prag jeweils nach oben transportier, da alle Lifte geschlossen haben. Um 9.30 Uhr ist der Spuk bereits wieder vorbei.
Der Aufwand könnte sich lohnen: Im Februar zeigte Ledecka in Crans-Montana mit Platz 3 in der Kombination erstmals, dass sie auch sehr gut Slalom fahren kann. Sollte sie tatsächlich eine Wandlung zur Allrounderin vollziehen, würde die Frage neu entflammen, ob Ledecka die Doppelbelastung Ski und Snowbard künftig noch auf sich nehmen will.