Tod am Lauberhorn
Der brutale Schock

Am 18. Januar 1991 wurde in Wengen das dunkelste Kapitel in der 81-jährigen Geschichte der Lauberhornrennen geschrieben.
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Von Marcel W. Perren

Wenige Stunden nach Beginn des ersten Golfkriegs fliesst auch im Quali-Training auf der längsten Abfahrt der Welt Blut!

Der 21-jährige Gernot Reinstadler verkantet im Ziel-S und schlägt wie eine Rakete im Zielnetz ein. Darin bleibt der Tiroler derart unglücklich hängen, dass es ihm das Becken aufreisst. Stunden später erliegt der hoffnungsvolle Nachwuchsfahrer im Spital von Interlaken seinen Verletzungen.

Der damalige Rennleiter Fredy Fuchs kämpft noch heute mit den Tränen: «ÖSV-Chef Hans Pum hat mir zwar damals kurz nach Gernots Tod am Telefon bestätigt, dass man uns vom OK keinen Vorwurf machen könne. Trotzdem wurde ich danach lange von Albträumen geplagt. Ich hatte immer wieder den schrecklichen Traum, dass ein Rennfahrer im Canadian Corner von der Strecke abkommt und mit einem Zug kollidiert.»

Zu den besten Freunden von Reinstadler gehörte der grosse Stephan Eberharter. Der Olympiasieger und zweifache Gewinner des Gesamtweltcups teilte sich im Ski-Zirkus mit Gernot meistens das Zimmer, zuvor ging er mit ihm an dieselbe Skihauptschule. Dort fiel er nicht nur als talentierter Sportler, sondern auch als echter Spitzbube auf. Eberharter: «Einmal wurde uns ein Mittagessen aus angefaulten Kirschen aufgetischt. Gernot hängte sich danach ein paar Kirschen um die Ohren und fragte den Koch: «Servierst du uns nachher noch Nudeln, die mit den Würmern aus diesen Kirschen angereichert sind?»

Am Tag nach Gernots Tod musste Eberharter das Skitraining abbrechen, «weil ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, dass ich wie der Gernot in Richtung Fangzaun donnern würde».

Doch zwei Tage nach der Beerdigung seines Kumpels gewinnt «Steff» in Saalbach seine erste WM-Goldmedaille.

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