Das sagt Noger zu seiner Fahrt mit Pirmin Zurbriggens Olympia-Latten
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Riesen-Challenge im Video:Das sagt Noger zu seiner Fahrt mit Pirmins Olympia-Latten

Spektakuläre Riesenslalom-Challenge
Hier kurvt Noger mit Zurbriggens 2,10-Meter-Ski von 1988

Riesen-Spezialist Cédric Noger macht eine Riesen-Challenge der besonderen Art. Der St. Galler testet die alten Kästle-Latten von Legende Pirmin Zurbriggen.
Publiziert: 16.10.2020 um 10:35 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2020 um 16:48 Uhr
Cédric Noger hat im letzten Frühling als erster Schweizer seit Jahrzehnten einen Ausrüstervertrag mit Kästle unterschrieben.
Foto: Sven Thomann
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Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Michel Julen gehört zu den Zermattern, die tagtäglich die heissesten Dorfgeschichten zu hören bekommen. Der Cousin von Riesenslalom-Olympiasieger Max Julen führt den berühmten Stockhorn-Grill. Als der renommierte Wirt nun von einem Gast erfährt, dass der Ostschweizer Cédric Noger auf dem Gletscher am Klein Matterhorn einen Lauf mit den über 30 Jahre alten Rennski von Pirmin Zurbriggen absolvieren wolle, schüttelt er den Kopf: «Ein junger Rennfahrer, der in seinem Leben ausschliesslich mit taillierten Ski gefahren ist, wird mit Pirmins alten Latten spätestens beim dritten Tor ausscheiden!»

Kästle zog sich nach Pirmins Karriereende zurück

Warum will ausgerechnet Cédric Noger dem patentierten Skilehrer Julen das Gegenteil beweisen? Der 28-jährige Riesenslalom-Spezialist aus Wil SG hat im letzten Frühling als erster Schweizer seit Jahrzehnten einen Ausrüstervertrag mit Kästle unterschrieben. Mit dieser Skimarke aus Vorarlberg hat Pirmin Zurbriggen seine vier Gesamtweltcupsiege eingefahren. Aber kurz nach dem Rücktritt des erfolgreichsten Rennfahrers der Schweizer Skigeschichte zog sich auch Kästle aus dem Rennsport zurück.

Doch in diesem Winter kehren die Österreicher mit Noger auf die Weltcup-Bühne zurück. Für Cédric, der beim letzten Riesenslalom in Kranjska Gora als Vierter sein bislang bestes Weltcup-Ergebnis realisierte, ist eine Fahrt mit einem Oldtimer aus dem Keller des grossen Pirmin deshalb Ehrensache. Der Servicemann überreicht ihm das Modell, mit dem der Walliser beim Olympia-Riesenslalom 1988 die Bronzemedaille gewonnen hat. Die 2,10-Meter-Latten, die an die Form von Pommes frites erinnern, unterscheiden sich auch bezüglich der Länge deutlich vom aktuellen Material – Nogers neue Kästle sind 193 cm lang. Dementsprechend verunsichert steht der eingefleischte Fan des FC St. Gallen jetzt am Start.

Dann gehts los, Noger katapultiert sich mit kräftigen Stockstössen auf die Piste und straft den Stockhorn-Wirt Julen schnell Lügen – er meistert die ersten drei Tore ohne Probleme.

Keine Zwischenfälle, aber auch kein Wohlgefühl

Noger wird bei dieser geschichtsträchtigen Fahrt auch von ein paar Vertreterinnen des Swiss-Ski-Frauenteams beobachtet. Die Nidwaldner Riesen-Hoffnung Andrea Ellenberger sagt: «Cédric hält sich auf diesen Ski sehr viel besser, als ich geglaubt habe. Ich muss mir auf jeden Fall Mühe geben, dass ich mit dem neuen Material nicht schlechter aussehe als er mit den alten Ski.»

Noger erreicht das Ziel tatsächlich ohne gröberen Zwischenfall. Wirklich gut fühlt er sich aber nach der Fahrt mit Pirmins Oldtimern nicht. «Das war brutal anstrengend», schnauft der Mann, der den grössten Teil des Jahres bei seiner Tiroler Freundin in der Region Sölden verbringt. «Ich musste in jeden Schwung reinrutschen und dann umsteigen, damit ich um ein Tor herumgekommen bin. Weil ich im Steilhang nie richtig auf Zug kam, bin ich im Flachstück fast stillgestanden. Deshalb will ich die Zeit gar nicht wissen, ich habe mit den alten Ski mindestens zehn Sekunden länger gebraucht als mit meinen neuen.»

34.06 vs. 26.14 Sekunden

Nicht ganz. Trainer Renzo Valsecchi war bei diesem Experiment als Zeitnehmer im Einsatz. Der Bündner hat bei Cédrics Lauf auf Zurbriggens Latten eine Zeit von 34.06 gestoppt. Eine halbe Stunde zuvor hatte der denselben Parcours mit seinem Standardmaterial in 26.14 gemeistert.

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