In der bald 53-jährigen Geschichte des alpinen Ski-Weltcups haben die Schweizer Männer total 274 Siege eingefahren. Ein Genfer hat bis jetzt noch nie triumphiert!
Tanguy Nef (23) aus dem Genfer Vorort Veyrier könnte das bald ändern. Der Sohn eines Universitätsprofessors, der ab dem 14. Lebensjahr das Skigymnasium in Brig besuchte, verblüffte vor zwölf Monaten beim Slalom im finnischen Levi mit dem elften Rang bei seinem allerersten Weltcup-Einsatz!
«Ich ernähre mich meistens vegetarisch»
Vor seiner Rückkehr nach Levi hat Nef noch einmal Kraft an seinem Lieblingsplatz getankt – an den Gestaden des Genfersees am «Bains des Pâquis». «Ich liebe diesen Platz, hier kann ich wunderbar entspannen», schwärmt Nef.
Obwohl das Restaurant in der öffentlichen Badeanstalt bei zahlreichen Besuchern beliebt für seine Fleischgerichte ist, bestellt Tanguy Kartoffelgratin und eine mit Gemüse gefüllte Blätterteigtasche.
«Ich ernähre mich meistens vegetarisch», hält Nef fest. «Vor ein paar Wochen habe ich zwar Wild aus unserer Region gegessen. Aber ansonsten esse ich sehr wenig Fleisch, weil ich glaube, dass ich ohne meine Leistungsfähigkeit und die Gesundheit mittel- und längerfristig verbessern kann.»
Kein Pendeln mehr zwischen Uni und Skirennen
Der letzte Winter stellte für Nef körperlich wie geistig eine besondere Belastungsprobe dar. Kein Skirennfahrer sass öfter im Flugzeug als Tanguy Nef, der neben dem Rennsport ein Informatik- und Wirtschaftsstudium am Dartmouth College im US-Bundesstaat New Hampshire absolviert. Und weil diese elitäre Bildungsstätte keine Fernstudiengänge anbietet, musste der Romand zwischen den Weltcuprennen immer wieder in die USA fliegen.
Den Slalom am Lauberhorn hat er wegen Prüfungen an der Universität komplett verpasst. Doch in dieser Saison wird sich Nef viel stärker auf den Rennsport konzentrieren können. «Ich werde zwar zwischen den Rennen einige Zeit in meine Bachelorarbeit investieren. Aber weil die nächste Prüfung erst nach der Saison auf dem Programm steht, werde ich in diesem Winter nicht mehr nach New Hampshire fliegen müssen.»
Dementsprechend setzt er sich seine sportlichen Ziele: «Ich will so schnell wie möglich im Weltcup auf dem Podest landen und bei den nächsten Olympischen Spielen eine Medaille gewinnen.»
Sein Bruder ist sein grösster Fan
Angetrieben wird Nef auch von seinem jüngeren Bruder und grössten Fan Arsène, der unter dem Sotos-Syndrom leidet. «Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine genetische Mutation, die bei der Geburt auftritt und zu einer Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung führt», erklärt Tanguy. «Mein Bruder kann zwar alles machen, aber er braucht für alles viel länger. Er ist jetzt 19 und tut sich beim Lesen und Rechnen sehr schwer. Aber er fährt sehr gut Ski und möchte sich in diesem Winter für die Special Olympics qualifizieren.»
Wegen dem Schicksal seines Bruders will Tanguy noch mehr Gas geben: «Ich will auch deshalb viel Geld verdienen, damit ich meinem Bruder für immer ein gutes Leben ermöglichen kann.»
Ein wirklich beeindruckender Typ, dieser Tanguy Nef.
Jetzt wird wieder durch den Stangenwald getanzt und die Abfahrtspisten runter gedonnert. Hier findest du alles, was du über die neue Ski-Saison wissen musst.
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