Skirennfahrer Alexis Monney
«Ich war schon immer ein zurückhaltender, zufriedener Mensch»

Fast hätte er die Ski an den Nagel gehängt. Dank der Ermutigung seiner Eltern kämpfte er weiter – und eroberte die Weltspitze. Welcher Sieg gleich doppelt emotional war und wie der Romand privat tickt.
Publiziert: 14:54 Uhr
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Aktualisiert: 17:12 Uhr
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Zu Hause vor dem Elternhaus im freiburgischen Châtel-St-Denis. Hier geniesst Monney den Sommer.
Foto: Nicolas Righetti
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Yara Vettiger
Schweizer Illustrierte

Alexis Monney (25) steht nicht gerne im Mittelpunkt. Er braucht keine Show, macht keine grossen Gesten, spricht keine lauten Worte. Doch jetzt steht er da – mit verschränkten Armen im Garten seiner Eltern in Châtel-St-Denis FR. Ruhig, aber präsent. Hinter ihm die Freiburger Voralpen, seine Heimat. «Ich geniesse die Zeit in den Sommermonaten sehr», sagt er. «Endlich bin ich mal zu Hause.» Letzte Saison überraschte Monney die Skiwelt: Mit Podestplätzen im Weltcup, einem ersten Sieg und zwei Medaillen an den Weltmeisterschaften in Saalbach (Ö). Kometenhaft war sein Aufstieg. Monney geht seinen Weg auf seine Art. Mit einer Ruhe, die in seiner Generation selten ist. «Ich war schon immer so», sagt er schmunzelnd. «Ein zurückhaltender, zufriedener Mensch.»

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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Seine Eltern Louis (58) und Isabelle (54) Monney bestätigen das: «Alexis war schon als Kind sehr aktiv, aber ein Ruhiger. Nur verlieren kann er nicht gut – schon bei ‹Monopoly› gibts Streit!» Die Familie hat einen engen Zusammenhalt. «Wir sagen es uns nicht oft, aber wir haben uns schon sehr gern», erzählt der Skirennfahrer. Erst vor einem Jahr zog Monney aus und wohnt jetzt drei Autominuten entfernt. Seine drei Jahr ältere Schwester Marie wohnt ebenfalls in Châtel-St-Denis. «Ich möchte nicht weg von hier. Ich habe viele Freunde aus der Schule, und meine Familie sehe ich auch, sooft es geht», erzählt er.

Stolze Eltern: An der WM in Saalbach gewann Monney Silber in der Team-Kombination und Bronze in der Abfahrt.
Foto: Nicolas Righetti

Skifahren im Blut

Das Skifahren liegt dem Romand in den Genen. Bereits Vater Louis strebte eine Skikarriere an, konnte seinen Traum aber nicht leben – es lag finanziell einfach nicht drin. Mit 18 Jahren machte er eine Ausbildung zum Skitrainer, arbeitete unter anderem mit Superstars wie Didier Cuche, Didier Défago oder Paul Accola. Im Jahr 2000 beendete er seine Trainerkarriere, kurz nachdem Alexis zur Welt gekommen war. Seine Priorität war nun die Familie – aber auch der Einsatz als Trainer im örtlichen Skiklub. Dort brachte er den Kindern aus dem Wintersportgebiet Les Paccots bei, was es heisst, auf Skiern zu stehen. Darunter: sein Sohn.

Sonnyboy: Monney trainiert bereits hart für die nächste Saison.
Foto: Nicolas Righetti

Hier zog Alexis seine ersten Bögen, fuhr seine ersten Rennen. «Anfangs war es schwer, Kritik von meinem Vater zu bekommen», gesteht Monney. «Aber heute kann ich das gut annehmen.» Der Weg nach oben war nicht nur steil, sondern auch steinig. 2019, am Nationalen Leistungszentrum in Brig VS, stand Monney kurz davor, alles hinzuwerfen. Wie ein Trainer mit ihm umging, brachte ihn an seine Grenzen, die Freude am Sport war weg. «Das war schwer für mich. Ich mochte nicht mehr Ski fahren, wusste keinen Ausweg», erzählt Monney. Es waren seine Eltern, die ihn ermutigten, durchzuhalten und eine Lösung zu finden. Papa Louis erzählt: «Es wäre kein Problem gewesen, wenn er aufgehört hätte. Aber es hätte uns sehr traurig gemacht, wenn er sich so von diesem Sport verabschiedet hätte. So negativ sollte man nicht aufhören.» Der Freiburger hörte auf seine Eltern, wechselte den Trainer und biss durch. Ein Jahr später wurde Alexis Monney Junioren-Weltmeister in der Abfahrt. Ein erster Durchbruch.

Vor einem Jahr ausgezogen – aber immer noch nahe: Mutter Isabelle und Vater Louis besucht Monney oft.
Foto: Nicolas Righetti

Erfolgreiche Saison

Letzten Winter folgen dann die sportlichen Meilensteine, auf die Monney so lange hingearbeitet hat. Ende Dezember steht er auch im Weltcup ganz oben: Im italienischen Bormio gewinnt er sein erstes Rennen. Der Tag bleibt ihm doppelt in Erinnerung – nicht nur wegen des Sieges, sondern auch, weil sein Neffe Levi an diesem Tag geboren wurde. «Am Morgen rief mich meine Schwester an und erzählte mir, dass ich Götti und Onkel geworden bin», erzählt er lächelnd. «Der Anruf hat mich beflügelt. Am Mittag gewann ich mein erstes Rennen – besser geht es nicht.» Sein altes Kinderzimmer – noch geschmückt mit Bildern von seinem grossen Didier Cuche – ist jetzt das Zimmer von Levi, wenn er zu Besuch ist.

Didier Cuche an der Wand, ein Babybett in der Ecke: Monneys altes Kinderzimmer gehört jetzt seinem Neffen Levi.
Foto: Nicolas Righetti

Mit vier weiteren Podestplätzen zeigte Monney endgültig, dass er an der Weltspitze angekommen ist. Das Highlight folgte im Februar an den Weltmeisterschaften in Saalbach. Gleich zweimal fährt er zu Edelmetall: In der Abfahrt gibt es Bronze, in der Teamkombination Silber mit Kollege Tanguy Nef beim legendären Schweizer Dreifachsieg. «Das war der schönste und emotionalste Erfolg für mich. Mit dem Team zu feiern, war unvergesslich.» Wir erinnern uns an die haarige Angelegenheit – fast das ganze Swiss-Ski-Team rasierte sich die Köpfe. Monney, bekannt für seine langen und vollen Haare, musste am meisten hergeben. «Ich lasse sie gerade wieder wachsen, aber mal schauen, ob nächstes Jahr wieder etwas kommt!» Er lacht. Auch die Eltern sind amüsiert. «Wir sind sehr stolz auf Alexis. Aber das sind wir immer.» Und der Sohn fügt an: «Nach dieser erfolgreichen Saison bin ich ihnen noch dankbarer, dass sie mich mit 19 Jahren ermutigt haben weiterzumachen.» Und so geht Alexis Monney seinen Weg weiter – ruhig, bescheiden. Aber was er auf der Piste hinterlässt, ist alles andere als leise.

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