Der tragische Tod von David Poisson wird den Saisonauftakt der Abfahrer in Lake Louise überschatten. «The show must go on», heisst es. Aber in diesem Fall ist es für die Athleten die einzige Möglichkeit, die Tragödie zu verarbeiten. So schnell wie möglich wieder zu starten ist eine Art von Selbstschutz. Es ist der einzige Weg, die Karriere fortzusetzen.
Abfahrer sind pickelharte Typen. Aber erst, wenn sie sich aus dem Starthaus katapultieren. Dann kommt das Adrenalin, dann vergessen sie alles rund um sich herum. Aber am Abend vor dem Einschlafen, bei der Pistenbesichtigung, bei den Startvorbereitungen – da sind sie sensibel und verletzlich. Da werden die Gedanken auch heute um David Poisson kreisen. Irgendwie fährt er noch lange mit.
Ich selber habe das auch erlebt. 1970 in Megève. Da ist Michel Bozon in der Weltcupabfahrt gestürzt und hat sich das Genick gebrochen. Auch wir haben uns da die Sinnfrage gestellt. Aber auch wir haben instinktiv gespürt, dass wir sofort wieder auf die Rennpiste müssen. Es gibt keinen anderen Weg.
Der Mensch sucht die Grenzerfahrung. Das macht jeder Bergsteiger, wenn er in eine steile Wand klettert. Und jeder Abfahrer, wenn er im Starthaus steht. Wie weit er gehen will und ob das alles Sinn macht, das kann nur jeder einzelne für sich selber entscheiden.