Das Podest
1. Federica Brignone (It) 1:21,58
2. Kajsa Vickhoff Lie (No) +0,44
3. Sofia Goggia (It) +0,59
Das Rennen
Federica Brignone hat einen Tiger auf dem Helm und fährt genauso: aggressiv und dennoch geschmeidig. Eine super Fahrt der Frau, die in dieser Saison schon zwei Riesenslaloms gewonnen hat. Sie gewinnt vor der wiedererstarkten Norwegerin Vickhoff Lie und Landsfrau Sofia Goggia. Die beste Schweizerin: Michelle Gisin auf Rang 5. Lara Gut-Behrami scheidet aus.
Die Schweizerinnen
5. Michelle GIsin +1,32
6. Joana Hählen +1,71
8. Jasmine Flury +1,82
11. Corinne Suter +2,03
22. Jasmina Suter +3,66
25. Priska Nufer +4,09
26. Juliana Suter +4,40
DNF Lara Gut-Behrami
DNF Delia Durrer
Nein! Super-G-Königin Lara Gut-Behrami ist gut unterwegs, fährt auch die eisigen Kurven voll auf Zug. Mit der Startnummer 6 hat sie bei der dritten Zwischenzeit 31 Hundertstel Vorsprung auf die zu diesem Zeitpunkt führende Laura Pirovano. Dann aber gerät sie kurz vor dem Flachstück zu weit runter, prompt verpasst sie das nächste Tor. Zuerst folgt ein Schrei der Enttäuschung, dann ruft sie «cazzo» (Deutsch: Mist) – schade. Allerdings muss man sagen: Ob Gut-Behrami gewonnen hätte, ist mehr als fraglich. Die gleich nach ihr gestarteten Cornelia Hütter ist noch einmal schneller und Federica Brignone legt gleich noch einen drauf. Nach acht Super-Gs mit teils tollen Resultaten ist es der erste Ausfall für Gut-Behrami.
Michelle Gisin ist nach der verpatzten Abfahrt motiviert, um es besser zu machen. Es gelingt! Vor allem der Schlussspurt ist beeindruckend – da schleicht Gisin wie eine Katze durch die Tore, lässt die Latten laufen. Das Tempo? Hoch, sehr hoch. Eine starke Reaktion der Engelbergerin. «Abschnittsweise war es gut, da konnte ich den Speed mitnehmen. Das hat sich super angefühlt. Oben schüttelt es wie wild – es war schwierig abzuschätzen, wie viel Risiko man nehmen muss. Man ist auch schnell draussen. Es ist ein sehr, sehr cooler Super-G mit viel Variation, auch der Schnee ist nie gleich. Richtig cool zum Fahren», sagt sie gegenüber SRF.
Nach ihrem zweiten Platz in der Abfahrt verliert Joana Hählen in den technisch schwierigsten Kurven etwas Zeit – sie lässt sich aber nicht beirren und zieht ihr Ding durch. Das lohnt sich – unten lässt sie ihren Instinkt bei hohen Tempi walten. Eine gute Leistung. «Die Piste schüttelt ziemlich, es ist im Vergleich zu gestern unruhig. Auch der Lauf wechselt ständig, es war ein Kampf von oben bis unten. Für meine Platzierung hätte ich vor dem Start sofort unterschrieben. Einige Male habe ich es nicht geschafft, auf Zug zu fahren.
Jasmine Flury erwischt weit oben einen Schlag, es versetzt sie nach unten. Die Unsauberkeiten sind da und nicht wegzureden. Dennoch: Nach ihrem Sieg in der Abfahrt wird Flury mit einem guten Gefühl aus Val d'Isère abreisen und ihre Erkältung vollständig auskurieren.
Völlig entkräftet erreicht Corinne Suter das Ziel. Warum? Der Super-G ist fordernd, klar. Vor allem aber ist die Schwyzerin noch nicht in Topform, eine Erkältung macht ihr nach wie vor zu schaffen. Im oberen Teil zeigt sich dies noch nicht. Dann aber wird Suter je länger, desto defensiver – das ist nicht jene Körpersprache, die sie in bester Verfassung zeigt.
Rang 6 holte Priska Nufer in der Abfahrt. Davon ist sie beim Super-G weit entfernt, sie verliert mit ihrer hohen Startnummer laufend Zeit.
Kurz vor dem Ziel stürzt Delia Durrer. Schade! Aber das Wichtigste: Die 21-Jährige hat sich offensichtlich nicht schwer verletzt.
Juliana Suter verzichtete in der Abfahrt kurzfristig auf den Start, weil sie sich nicht wohlgefühlt hatte. Im Super-G ist ihre Verunsicherung zu spüren. Die wegen vieler Verletzungen leidgeprüfte Schwester von Jasmina Suter hat riesige Probleme, vor allem die engen Kurven sind gar nicht nach ihrem Gusto.
Jasmina Suter zeigt mit Startnummer 33 eine solide Fahrt. Sie prescht auf Platz 22 vor – und holt so nach zwei 33. Plätzen in dieser Saison ihre ersten Weltcuppunkte.
Das gab zu reden
Angesichts der Stärke des italienischen Super-Duos Goggia und Brignone ist Gut-Behramis Ausfall doppelt bitter – sie büsst wichtige Punkte im Kampf um die kleine Kristallkugel ein. Noch ist der Winter früh, dennoch könnte der Tessinerin dieser Nuller teuer zu stehen kommen.
So schön der Schweizer Samstag war (Doppelsieg durch Flury und Hählen, dazu 300 Punkte fürs Team), so heftig war der Sturz der Amerikanerin Stefanie Fleckenstein. Sie rutschte in den Zielraum und schrie vor Schmerzen. Nun ist die Diagnose da: Fleckenstein erlitt einen Schienbeinbruch und wohl noch weitere Verletzungen am Knie. Ihre Saison ist vorbei.
Mit Startnummer 5 ist Alice Robinson hervorragend unterwegs, reiht eine Zwischenbestzeit an die andere. Dann aber verfährt sich die junge Neuseeländerin, steuert ein Tor falsch an. Was für eine Panne – sehr bitter. Kaum zu glauben: Auch US-Star Mikaela Shiffrin erwischt es dort – offensichtlich ist die Passage schwierig einzuschätzen. Fakt ist aber auch: Einer Fahrerin vom Kaliber Shiffrins passiert dies fast nie.
Robinson und Shiffrin sind nicht die einzigen, die ausscheiden. Im Gegenteil: Die Piste Oreiller Killy fordert ihren Tribut, eine Ausfallorgie ist der Fall. 10 der ersten 27 Starterinnen erreichen das Ziel nicht. Am Ende sinds 26 von 58 Starterinnen, die den Lauf nicht zu Ende bringen.
Die Bedingungen
Erneut ein Traumtag in Savoyen: Sonne pur, Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, eine eisig-harte Piste. Kurssetzer ist der Italiener Paolo Stefanini – klar, dass er versucht, einen Kurs für seine Top-Fahrerinnen Goggia und Brignone zu setzen.
So gehts weiter
Das letzte Rennen vor Weihnachten bestreiten die Frauen am kommenden Donnerstag in Courchevel. Speziell: Es steht ein Nachtslalom an – der erste Lauf beginnt um 17.45 Uhr, das Finale geht um 20.45 Uhr los.