Lara für Italia? Keine abwegige These. Denn was kaum jemand weiss: Mamma Gabriella stammt aus Italien, Lara ist Doppelbürgerin. Und das erste Ausrufezeichen auf internationalem Ski-Terrain setzte Gut als «Azzurra»: Bei den Junioren-WM 2007 in Zauchensee absolvierte Lara das erste Abfahrts-Training in einem Renndress des italienischen Verbandes, weil ihr Swiss Ski nicht rechtzeitig einen Anzug liefern konnte. Erst nachdem die damals 15-Jährige mit der zweitschnellsten Trainingszeit über-raschte, erhielt sie den passenden Schweizer Anzug.
Dass Laras Herz zumindest zur Hälfte grün-weiss-rot schlägt, beweist ein Blick auf ihre Skischuhschnalle (kleines Bild), die von einem italienischen Wappen geziert wird. Von BLICK auf diese Eigenheit angesprochen, meinte Signora Gut vor dem letzten Winter: «Ich mag Italien sehr gerne. Darum müsst ihr sehr lieb zu mir sein, damit ich auch weiterhin für die Schweiz an den Start gehe.»
Nationenwechsel wäre erlaubt
Doch jetzt ist Swiss-Ski mit Lara alles andere als lieb umgegangen. Man hat sie für zwei Rennen gesperrt. Wer den Stolz von Lara und ihrem Clan kennt, kann sich sehr wohl vorstellen, dass die Guts Swiss Ski und damit der Schweiz bald den Rücken kehren werden. Denn ein Nationenwechsel ist aufgrund der Herkunft ihrer Mutter für Lara möglich. Im Reglement des Internationalen Ski-Verbandes steht: Sofern eine Athletin eine zweite Staatsbürgerschaft besitzt, kann sie die Nation wechseln. Allerdings nur unter der Bedingung, dass das alte Land die Freigabe erteilt.
Erfolgt ein Wechsel ohne diese Freigabe, müsste sie eine Sperre von einem Jahr absitzen, bevor sie für die neue Nation an den Start gehen dürfte. Doch weil die menschlichen Differenzen derart gross sind, würde Swiss Ski Lara Gut im Fall der Fälle sehr wahrscheinlich keine Steine in den Weg legen.
Volle Konzentration auf Val d’Isère
Lara ist im Skizirkus nicht besonders beliebt. Viele bezeichnen sie als arrogant und abgehoben. Sie ist aber eine, die auf Knopfdruck ihr sonnigstes Lächeln aufsetzen kann, sobald eine TV- oder Fotokamera in der Nähe steht.
Momentan lächelt Lara aber nicht einmal mehr in eine Kamera. Sie wollte vor den Medien weder zu einer Sperre noch zu einem allfälligen Nationenwechsel etwas sagen. Der Pressesprecher des Teams Gut verkündete in einem Communiqué lediglich, dass man die Sperre zur Kenntnis genommen habe.
«Obwohl das Team Gut die Begründung von Swiss-Ski für diese Massnahme nicht teilt, werden Lara und das Team ihre Kräfte auf die bevorstehenden Rennen in Val d’Isère konzentrieren.»
Im gestrigen Training war sie als Achte beste Schweizerin. Oder die zweitbeste Italienerin hinter der Viertplatzierten Verena Stuffer? Damit könnten wir uns nicht anfreunden.