BLICK: Ester Ledecka, Sie führen die Abfahrts-Weltcupwertung an. Wie fühlt sich das an?
Ester Ledecka: Das ist abgefahren. Ich bin selbst am meisten überrascht, es ist wirklich cool.
Bleiben Sie nun im Ski-Weltcup oder wechseln Sie aufs Snowboard?
Ich fahre nach St. Moritz und bleibe auf den Ski.
War der Sieg in Lake Louise der Beweis, dass der Olympiasieg nicht nur Glück war?
Das wusste ich schon vorher – egal, was andere sagten. Gleichzeitig ist es logisch, dass ein Rennen nicht darüber entscheidet, wer die Beste in einer Disziplin ist. Da sind die Kristallkugeln im Weltcup der bessere Massstab.
Können Sie sich zuhause überhaupt noch ungestört bewegen?
Ich wohne in der Altstadt von Prag – da stammen die meisten Leute auf der Strasse aus Korea oder China. Sie erkennen mich also nicht (schmunzelt).
Im letzten Winter zofften Sie sich mit dem eigenen Verband, ihr Vater kokettierte mit einem Nationenwechsel. Was war dran?
Ich habe mich tatsächlich gefragt: Habe ich nicht irgendwo eine Schweizer Grossmutter, von der ich nichts weiss?
Sie hätten auch heiraten können.
Einen coolen Schweizer, das wäre was gewesen (lacht)! Im Ernst: Klar ist vieles einfacher in einem grossen Verband wie Swiss Ski. Anderseits mag ich es, mit meinem Privatteam individuell unterwegs zu sein. Mit zwei Sportarten wäre das in einer grossen Organisation schwierig.
Stimmt es, dass der tschechische Verband Ihnen mit Lizenz-Entzug drohte?
Ich hatte einen eigenen Auto-Sponsor. Man sagte, das ginge nicht. Wir stritten, es war ein Kampf. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nicht die Power habe, diesen zu gewinnen.
Sie lieben das Windsurfen. Gibt es Pläne in diese Richtung?
Ich überlege es mir tatsächlich, 2024 bei den Olympischen Sommerspielen anzutreten. Aber es wird nicht einfach, ein Aufgebot zu erhalten – ich müsste mich ja zuerst qualifizieren. Sollte es aber klappen, will ich nicht nur mitmachen, sondern gewinnen.
Sie schliessen es praktisch aus?
Ester Ledecka schliesst nie etwas aus! (lacht)