Mikaela Shiffrin atmet schwer. Ihr Gesicht ist verzerrt, der Schweiss läuft über die Nase, tropft auf den Boden. Tropfen für Tropfen. Dann geht es weiter. Immer weiter. «Wenn ich harte Trainings habe, fühle ich mich, als würde ich sterben», sagt sie.
Das ist knapp acht Monate her. Ende Juni besucht BLICK die beste Skifahrerin der Welt bei ihrem Sommertraining in Albertville (Fr). «Kommt rein!», ruft sie, als wir beim Eingang der Industriehalle stehen. Noch ist Shiffrin erst beim Aufwärmen, macht Dehnübungen. Alles unter Aufsicht ihres Kondi-Trainers Jeff Lackie.
«In dieser Zeit finden die härtesten Trainings statt», sagt Shiffrin. Der Schnee, die Ski, die Tore und der Glanz von Siegen sind gerade ganz weit weg. Doch das 23-jährige Ski-Wunderkind weiss: Was sie jetzt sät, erntet sie später. Noch ahnt sie nicht, dass die Ernte reich ausfallen wird. 13 Siege hat sie im Weltcup in diesem Winter geholt, bei der WM in Are (Sd) zudem Gold im Super-G und Bronze im Riesenslalom. Im Slalom ist sie die Top-Favoritin.
Als Mädchen wollte Shiffrin immer nur auf die Ski
Zurück nach Albertville, wo das Workout härter und härter wird. Shiffrin stemmt Hanteln, springt, wuchtet Medizinbälle an die Wand, trimmt ihre Bauchmuskeln. Alles nach dem Plan ihres Coaches, der jeden Wert misst, seinen Schützling filmt, korrigiert und anpeitscht. «Die Wahrheit ist, dass Mikaela härter arbeitet als alle anderen», sagt er. Man merkt: Lackie ärgert es, dass häufig nur von Shiffrins Talent gesprochen wird. «Einige Athleten muss man zum Arbeiten trimmen. Sie haben die Motivation nicht in sich. Mikaela schon.» Er müsse sogar aufpassen, so Lackie. «Ich muss also auch Stopp sagen, damit sie sich nicht verletzt.»
Als Mädchen war das noch ganz anders. Shiffrin wollte immer nur auf die Ski. «Ich mochte keinen Schweiss», erzählt sie lachend. Ihre Eltern, vor allem Mutter Eileen, motivierte sie aber früh auch für Trockentrainings. «Sie waren sehr gute Athleten. Meine Mutter ist es immer noch. Sie hat noch mehr die Gabe, zu Leiden, als ich. Sie kann immer das Gleiche tun, es wird ihr nie langweilig. Ich aber mag Abwechslung.»
«Vielleicht höre ich vor 30 auf»
An der Anstrengung ändert sich trotzdem nichts. «Manchmal falle ich fast ins Koma», sagt Shiffrin. Heute sei sie jedoch weit davon entfernt, meint sie. «Bei diesem Training ging es mehr um Dynamik und Explosivität, nicht um Gewichte.» Eine Note gibt sie sich – das macht sie immer – auch jetzt. «Eine Sechs oder Sieben.»
Kurze Zeit später fragen Shiffrin und Lackie, ob wir mit ihnen essen gehen. Es gebe ein einfaches Restaurant um die Ecke. «Das Einzige, das ich kenne», so Shiffrin. Sie fährt uns in ihrem Auto dorthin, ist ja einfacher. Bei einem Salat und einer Quiche plaudert sie weiter. Über Gott und die Welt. Dann wundert es uns aber doch: Wie viele Jahre ist sie noch bereit, diese Qualen auf sich zu nehmen? «Im Moment ist es ok. Aber mit diesen Drills geht es keine zehn Jahre weiter – sonst grabe ich mein eigenes Grab. Vielleicht höre ich vor 30 auf. »
Dann bedankt sich Shiffrin für den Besuch. In diesem Moment ahnt sie nicht, dass ihr ein super Winter bevorstehen wird. Genau da legte sie aber den Fundament ihrer Erfolge. In einer schmucklosen Halle im Industriegebiet von Albertville.
Vom 4. bis 17. Februar 2019 findet in Are (Schweden) die alpine Skiweltmeisterschaft statt. Wer sind die Schweizer Favoriten? In welchen Disziplinen wird wann gefahren? Wo kann man Tickets kaufen? Und welche Schweizer brachten bereits Goldmedaillen nach Hause?
Vom 4. bis 17. Februar 2019 findet in Are (Schweden) die alpine Skiweltmeisterschaft statt. Wer sind die Schweizer Favoriten? In welchen Disziplinen wird wann gefahren? Wo kann man Tickets kaufen? Und welche Schweizer brachten bereits Goldmedaillen nach Hause?