Für Christof Innerhofer geht eine besondere Woche zu Ende. Am Mittwoch hat der Südtiroler seinen 41. Geburtstag gefeiert. Am Donnerstag und am Freitag hat der zweitälteste Athlet im Skizirkus (Adrien Theaux ist drei Monate älter) bei seinen Heimrennen in Gröden gezeigt, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört – der sechsmalige Weltcupsieger donnerte in der verkürzten Saslong-Abfahrt auf den elften Rang und im Super-G auf den sechsten Rang.
Dass Innerhofer auch im hohen Sportleralter absolute Weltklasse verkörpert, ist nicht zuletzt auf den einstigen Slalom-Spezialisten Alan Perathoner (Olympia-Teilnehmer 2002) zurückzuführen, der im Grödnertal direkt neben der Einfahrstrecke residiert. «Ich war als ganz junger Athlet mit dem acht Jahre älteren Alan in derselben Sportgruppe. Nachdem ich anfänglich völlig unbeschwert und teilweise auch naiv im Leistungssport zu Werke gegangen bin, hat mir Alan, dessen Koffer immer voll mit gesunden Ernährungsergänzungsmitteln war, den richtigen Weg für einen Spitzensportler aufgezeigt.»
Im Januar 2003 hat Perathoner seinem jungen Kumpel Innerhofer mitgeteilt, dass er Vater eines Sohns namens Max geworden sei. Die besondere Pointe an dieser Geschichte: Max Perathoner wurde vor zwei Jahren Junioren-Weltmeister in der Abfahrt und teilt sich jetzt im Skizirkus gelegentlich das Zimmer mit Christof Innerhofer. «Damit bin ich mit ziemlicher Sicherheit der erste Skirennfahrer, der mit dem Vater und mit dem Sohn im Team war», schmunzelt der Lauberhornsieger von 2013.
Innerhofer als wichtige Bezugsperson
Für Max ist Christof jetzt das, was sein Vater vor etwas mehr als zwanzig Jahren für Innerhofer war: eine besonders wichtige Ansprechperson. «Christof hat mir vor allem in der Anfangszeit im Skizirkus enorm geholfen. Auf jede Frage hat er mir eine passende Antwort gegeben.»
Im letzten Herbst sind die beiden durch ein schreckliches Ereignis in Chile noch enger zusammengerückt. Am 13. September war ihr Teamkollege Matteo Franzoso im Abfahrtstraining in La Parva nach einem missglückten Sprung in einem höllischen Tempo durch ein B-Netz geflogen und kopfvoran in einen hölzernen Schneefangzaun geprallt. Drei Tage später erlag der 26-Jährige in einem Spital in Santiago seinen Verletzungen.
«Ich bin ungefähr zwei Minuten vor Matteos Start ins Ziel gekommen», erinnert sich Innerhofer. «Bevor ich mich für die nächste Trainingsfahrt in Richtung Start begeben habe, hörte ich, dass Matteo gestürzt ist. Vom Sessellift aus habe ich dann gesehen, wie Matteo von einer Ärztin versorgt wurde und viele Menschen darum herumstanden. Da habe ich die Schwere dieses Unfalls begriffen.»
Beide wollten Trainingslager abbrechen
Nach diesem Drama war für Innerhofer wie für Perathoner sofort klar, dass sie das Trainingslager abbrechen und nach Hause fahren wollen. «Ich wollte diese Piste nie mehr sehen. Ich konnte nicht mehr richtig schlafen und hatte eine Zeit lang keine Kraft mehr zum Trainieren», gesteht der Super-G-Weltmeister von 2011. «Wir waren alle am Boden zerstört, aber in unserem Team war jeder für den anderen da. Seither sind wir nicht nur Teamkollegen, wir sind richtige Freunde geworden.»
Nicht viel Freude hatten die beiden Freunde gestern in der Grödener Original-Abfahrt. Innerhofer ist nach einem kapitalen Bock mit der fünften Zwischenzeit auf den 54. Schlussrang zurückgefallen. Perathoner hat als 44. seine ersten Weltcuppunkte verpasst.