Schlamperei von Swiss Ski
Fieses Spiel mit Fabienne Janka

Eine Schlamperei von Swiss Ski hätte fast die Gesundheit von Carlo Jankas Schwester Fabienne ruiniert. Statt einer Entschuldigung erhielt sie den «blauen Brief».
Publiziert: 07.06.2011 um 23:49 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 06:37 Uhr
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Von Marcel W. Perren

Der Anfang dieses Dramas ereignet sich am 9. Oktober 2010 auf dem Gletscher in Saas-Fee: Fabienne Janka (21) will sich an diesem Tag in der teaminternen Ausscheidung für das Weltcup-Opening in Sölden qualifizieren.

Die Schwester von «Iceman» Carlo (24) begibt sich voller Tatendrang an den Start. Als vom Betreuer das Kommando «Piste frei» kommt, katapultiert sich die hübsche Blondine explosionsartig auf die Piste.

Die beiden könnten tot sein

Was Fabienne nicht weiss: Die Strecke ist nicht frei, im untersten Streckenabschnitt hat sich eine Snowboarderin verirrt. Fabienne sieht die Frau erst, als es schon zu spät ist – es kommt zur Kollision!

Die beiden könnten tot sein, kommen aber zum Glück mit Rippen- und Knie-Verletzungen davon.

Fabienne erleidet eine Knochenquetschung am Knie, muss eine zweimonatige Wettkampfpause einlegen. Anschliessend kommt sie nur langsam wieder in Fahrt. Die Verbands-Selektionäre tragen der Verantwortung von Swiss Ski jedoch keine Rechnung: Die Obersaxerin wird im Frühling aus dem C-Kader gestrichen.

Versäumnisse bei der Sicherheit

Dierk Beisel erklärt als Leistungssport-Chef die Verbandssicht: «Erstens ist es nicht sicher, ob wir an Fabiennes Unfall schuld sind. Zweitens stand sie wegen mässiger Leistungen schon bei der Kader-Selektion vor einem Jahr auf der Kippe und durfte damals nur aufgrund eines Trainer-Urteils im Kader bleiben. Drittens haben wir Fabienne für die Reha eine Physiotherapeutin zur Verfügung gestellt, mit der sie nicht optimal zusammengearbeitet hat. Vielleicht wäre sie früher zurückgekommen, wenn sie in der Reha konsequenter gearbeitet hätte.»

Swiss-Ski-Arzt Christian Schlegel hält gleichzeitig fest, dass Janka in der Reha vieles richtig gemacht hat: « Fabienne hat sich zehn Tage nach dem Unfall von mir untersuchen lassen und hat dann in der Therapie genau das umgesetzt, was von ihr verlangt wurde.

Aber eine solche Verletzung dauert nun einmal zwei bis drei Monate. Zudem ist es bei einer Knochenquetschung besonders wichtig, dass sie sauber verheilt. Bei zu früher Belastung besteht die Gefahr, dass der Knorpel erheblich beschädigt wird.»

Schlamperei von Swiss Ski

Zurück zur Schuldfrage: BLICK-Recherchen ergeben, dass die Swiss-Ski-Trainer es versäumten, die Piste komplett abzudichten. Nur so konnte die Boarderin auf die Strecke gelangen. Diesen fast tödlichen Fehler könnte der Verband wiedergutmachen, wenn er Janka ins C-Kader zurückholt.

Sie wird aber auch dann weiterkämpfen, wenn Beisel und Co. am Entscheid festhalten: «Ich werde auf eigene Faust weitertrainieren und hoffe, Swiss Ski lässt mich im Herbst die Quali für den Europa- und den Weltcup fahren.» Daher äussert sich die «Iceman Sister» auch nicht mehr zum Unfall: «Ich habe das Thema abgehakt und schaue nur noch nach vorn.»

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