Alex Vinatzer hat beim Slalom in Schladming seine Freude. Während er ins Ziel wedelt, stiefelt direkt nebenan Kinsey Wolanski als Flitzerin durch das Flutlicht. Der Italiener scherzt danach: «Ich habe erst auf der Leinwand gesehen, dass da eine süsse Blonde vor mir über die Ziellinie gelaufen ist. Es scheint, als hätte ich eine neue Freundin.»
Sie wurde nach ihrem Auftritt kurz festgehalten, bis die Polizei da war, wie «heute.at» berichtet. Eine Verhaftung gab es aber nicht, da die 23-Jährige kooperiert hat. Sie wurde aber wegen «des Verdachtes einer Anstandsverletzung» angezeigt. Der Amerikanerin droht eine Geldstrafe von bis zu 2000 Euro.
Sicherheitsleistung vor Ort bezahlt
Da die Amerikanerin für die österreichische Justiz künftig eventuell nicht greifbar sein könnte, wurde von ihr eine Sicherheitsleistung verlangt, bestätigt ein Polizeisprecher.
Ansonsten bleibt der Vorfall ohne Folgen, wird mehrheitlich als witzig und unterhaltsam wahrgenommen. Dabei gibt es einen ernsten Hintergrund. Denn Wolanski gerät erschreckend einfach auf die Strecke. Sie huscht einfach unter zwei Abgrenzungsnetzen hindurch und zieht dann praktisch unbehelligt ihre Show ab. Ein paar Fans rufen zwar noch nach der Security. Zwecklos.
«Wäre auch in Adelboden möglich»
Was, wenn das Model böse Absichten gehabt hätte? Ist die Sicherheit der Fahrer überhaupt zu gewährleisten? Die Antwort ist bitter: Nein.
Hans Pieren, der Rennleiter der Weltcuprennen in Adelboden, macht auf BLICK-Nachfrage keinen Hehl daraus: «Das wäre auch in Adelboden möglich gewesen. Er ist praktisch nicht zu vermeiden.»
Pieren zieht einen Vergleich zur Champions League, wo Wolanski ja auch bereits einen grossen Auftritt hatte. Man sei dort in einem gesicherten Stadion. Mit Mauern. Mit Gittern. Mit Sperrzonen. «Und trotzdem kommt es selbst dort vor. Bei uns im Skisport ist man deshalb gegen solche Flitzer machtlos.»
Die ganze Strecke auf der ganzen Länge abzuriegeln, sei ein Ding der Unmöglichkeit. «Dazu müssten wir so viele Netze aufstellen. Und zwar solche, über die niemand klettern kann. Da würde niemand mehr auf die Piste sehen. Und es ist ja am Ende auch ein Event für die Live-Zuschauer. Ausserdem wäre es viel zu teuer.»
Weit über 100 Sicherheitsleute im Einsatz
In Adelboden stünden im Zielraum sogar drei Netze. Sie dienen der Sicherheit der Fans für den Fall, dass einer der Fahrer stürzt. Zwischen den Netzen hat es – wie auch in Schladming – Sicherheitsleute. Doch wenn diese gerade nicht an dem Ort stehen, wo jemand durchzuschlüpfen versucht, stehen sie auf verlorenem Posten.
«Schon jetzt haben wir weit über hundert Sicherheitsleute im Einsatz», erklärt Pieren. «Wenn wir das verdoppeln müssten, wären die Rennen nicht mehr durchführbar. Das könnte man nicht finanzieren.»
Er legt Wert darauf, dass ein gut ausgeklügeltes Sicherheitsdispositiv besteht, dass auch von den Behörden geprüft wird. An der Strecke und im Zielraum ist Security präsent. Dazu ist die Polizei vor Ort – auch in Zivil. Pieren: «Man probiert sich auf alles Mögliche vorzubereiten. Von den Behörden gibt es auch gewisse Auflagen. Da geht es vor allem um Terror-Prävention. Man muss die Strassen mit Betonblöcken sperren. Solche Sachen. Das gehört heute zum Standard.»
Grosse Auswirkungen wird die Schladming-Flitzerin auf die künftigen Standards kaum haben. «Für mich ist es ein Einzelfall. Man darf da nicht überreagieren», so Pieren. Wenn es aber einreissen würde und sich solche Fälle häuften, dann müsse man über die Bücher.