Reussers Millionen-Investition zahlt sich erstmals aus
Österreicher leiden unter dem jüngsten Swiss-Ski-Deal

Es spricht immer mehr dafür, dass unsere Ski-Stars in den kommenden Monaten ihren Vorsprung auf die Österreicher weiter ausbauen werden. Neuestes Beispiel: ein Millionen-Deal von Swiss Ski mit Zermatt.
Publiziert: 17:52 Uhr
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Aktualisiert: vor 32 Minuten
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Swiss Ski-CEO Walter Reusser wurde im letzten Winter trotz grossen Erfolgen mit einiger Kritik konfrontiert.
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Kaum nachvollziehbar, aber wahr: Swiss Ski-Boss Walter Reusser ist im letzten Winter trotz gigantischen Erfolgen der Herren Odermatt, von Allmen, Meillard und Co. zeitweise heftig unter Beschuss geraten. Es war Reussers Deal mit dem begnadeten Zermatter Geschäftsmann Franz Julen, welcher in der Verbandszentrale in Worblaufen höchst umstritten diskutiert wurde.

Der Reihe nach: Nachdem beim Weltcupfinale 2024 verkündet wurde, dass der internationale Skiverband (FIS) die Zweiländerabfahrt in Zermatt-Cervinia trotz eines Fünfjahresvertrages aus dem Weltcupkalender streichen wird, hat Julen als Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Zermatt mit dem Gletscher-Trainingsverbot für sämtliche Weltcup- und Europacup-Cracks einen heftigen Gegenschlag ausgepackt.

Weil FIS-Präsident Johan Eliasch schnell erkannte, dass eine längerfristige Trainingssperre auf den Pisten in der Matterhorn-Region verheerende Folgen für den Skirennsport hätte, erteilte er gemeinsam mit Swiss Ski den Zermattern eine schriftliche Garantie, dass ab der Saison 2027/28 bis 2033/34 Weltcuprennen auf der renovierten Gornergrat-Abfahrt durchgeführt werden können (letzte Abklärungen bezüglich der Machbarkeit laufen).

Mit der Zusicherung der Verbände in der Hand war der zwei Jahre ältere Bruder von Riesenslalom-Olympiasieger Max Julen (64) bereit, das Elite-Trainingsverbot auf dem Theodulgletscher aufzuheben.

Österreichs Abfahrern schmilzt die Trainingspiste davon

Damit die Schweizer bestimmen können, wer sich wann auf der einzigen Sommer-Abfahrtspiste in Europa auf den Winter vorbereiten kann, hat Walter Reusser, der sich mit Diego Züger den CEO-Posten teilt, mit Julen einen aussergewöhnlichen Deal abgeschlossen: Mit einem zweistelligen Millionenvertrag hat sich Swiss Ski bis im Jahr 2034 die Verwaltungsrechte von diesem Trainings-Skigebiet gesichert.

Für den Bau der Trainingsinfrastruktur, die Präparation und Sicherung der Pisten sowie Material- und Personaltransport sind weiterhin die Fachkräfte der Zermatter Bergbahnen zuständig. «Es ist tatsächlich so, dass ich vor der Unterzeichnung dieses Vertrages mit einigen sehr kritischen Stimmen konfrontiert wurde», gesteht Reusser.

So hart trainieren Odermatt und Co. für die Skisaison
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Völlig ausgepumpt:So hart trainieren Odermatt und Co. für die Skisaison

«Aber ich habe meinen Kritikern immer dieselbe Gegenfrage gestellt: ‹Wo wollt ihr denn im Sommer trainieren, wenn es in Südamerika zu warm ist?›» Die jüngsten Wetterprognosen deuten darauf hin, dass sich Reussers umstrittenes Abkommen mit Zermatt für Swiss Ski tatsächlich bezahlt machen wird: In Chiles Ski-Station La Parva, wo ab der übernächsten Woche unter anderen Österreichs Abfahrer trainieren möchten, ist es derzeit viel zu warm.

Ösis werden in Zermatt von den Exoten ausgestochen

Auch das Schnee-Camp unserer Riesen-Truppe um Marco Odermatt (27), Vize-Weltmeister Thomas Tumler (35), Beaver-Creek-Held Justin Murisier (32) und Youngster Lenz Hächler (21) in El Colorado wackelt. Aber während bei den Österreichern die verzweifelte Suche nach einer Alternative zu La Parva begonnen hat, sind die Schweizer dank dem Zermatter-Abkommen total entspannt.

«Die Bedingungen, die wir beim Riesenslalomtraining letzte Woche auf dem Gletscher in Zermatt vorgefunden haben, waren wirklich exzellent», schwärmt Superstar Odermatt. Walter Reusser stimmt eine weitere Lobeshymne an: «Dank der grandiosen Arbeit, die Martin Hug als neuer CEO der Zermatter Bergbahnen in den letzten Wochen mit seiner Crew abgeliefert hat, ist die Abfahrtsstrecke auf dem Theodulgletscher so früh wie nie zuvor befahrbar.»

Odermatt zeigt, was eine gute Hocke ausmacht
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Gletschertraining in Zermatt:Odermatt zeigt, was eine gute Hocke ausmacht

Sicher ist: Unsere ewigen Rivalen vom ÖSV werden sich in den nächsten Monaten nicht auf der Abfahrtspiste in Zermatt einschiessen können. «Ab Oktober werden auf dieser Strecke ausschliesslich Schweizer Teams trainieren. Im August/September haben wir die Piste für zwölf Tage internationalen Equipen angeboten. Aber weil in dieser Zeit keine der führenden Nationen reservieren wollte, stellen wir sie nun den sogenannten ‹small nations› der FIS zur Verfügung.»

Witzige Reaktion von Österreichs Speed-Chef

ÖSV-Abfahrtstrainer Andi Evers reagiert mit Galgenhumor auf die Tatsache, dass er in der Matterhornregion im Vergleich mit den kleinen Alpin-Ländern wie Estland, Libanon oder Zypern das Nachsehen hat: «Obwohl wir in den letzten Jahren nicht so erfolgreich waren, können wir den Status einer ‹small nation› doch noch nicht ganz geltend machen…».

Aber warum haben die Österreicher keine Reservationsanfrage platziert, als Swiss Ski die Piste für zwölf Tage im August/September angeboten hat? Die Antwort von Evers: «Dieses Angebot von Swiss Ski ist erst im Mai gekommen. Ich habe aber bereits anfangs April die Piste in Chile reserviert.»

Somit haben die Austria-Abfahrer keine guten Voraussetzungen, um in der Vorbereitung auf den Olympia-Winter den Rückstand auf die Ski-Schweiz aufzuholen.

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